Dr. med. Fritz Gernsheim, Jg. 1872, und Rosa Gernsheim geb. Schott, Jg. 1879

gedemütigt und entrechtet, Flucht in den Tod 1938. In Worms  wohnhaft Schlossgasse 2ans und Tochter Ilse, eine Eleonorenschülerin, konnten sichHan .   Es gibt wohl keinen Namen, der seit dem 16. Jahrhundert sich in so vielen Wormser jüdischen Familienverbindungen nachweisen lässt wie Gernsheim. Seine Namensträger finden sich in der jüdischen Gemeinde ebenso wie nach der Emanzipation um 1800 besonders auch in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Zu ihnen gehört beispielsweise der in Worms geborene Komponist Friedrich (Fritz) Gernsheim (1839-1916).

Ein später Spross dieser weit verbreiteten Familie war Dr. med. Felix Friedrich gen. Fritz Gernsheim. In Worms am 8. Juli 1872 geboren, studierte er nach dem Gymnasialbesuch Medizin und war zeitweilig in Hagenau (Elsass) tätig. Dort lernte er die am 22. November 1879 geborene Rosa Schott kennen, mit der er sich nach seiner Rückkehr nach Worms 1899 am 5. September 1903 verheiratete. 1904 wurde beider Tochter Edith geboren.   Die Praxis des sehr beliebten und gesellschaftlich hoch angesehenen Kinderarztes befand sich seit 1900 in der Schlossgasse 2 im eigenen Haus. Seine schnelle Beliebtheit als Facharzt für Magen- und Kinderkrankheiten beruhte mit darauf, dass dieses Spezialgebiet seinerzeit nicht nur in Worms noch wenig vertreten war. Zeitweilig betrieben er und Dr. Adolf Meurer, Facharzt für Frauenkrankheiten und Geburtshilfe, Ecke Ludwigstraße 10 und Paulusstraße eine kleine Privatklinik.   Im Ersten Weltkrieg rückte Dr. Gernsheim 1914 bereits in den ersten Mobilmachungstagen als Regimentsarzt im Mainzer Infanterieregiment 88 nach Frankreich aus, tat später in einem Feldlazarett in Russland Dienst, kam 1917 nach einer schweren Nierenerkrankung nach Worms zurück und war bis zum Kriegsende 1918 als Oberarzt im Lazarett des Kriegsgefangenenlagers an der Alzeyer Straße tätig. Dr. Gernsheim sah sich stets als Jude, gehörte der Wormser Israelitischen Religionsgemeinde an und arbeitete 1934 aktiv im Vorbereitungsausschuss für das 900-Jahr-Jubiläum der hiesigen Synagoge mit.   Unter den 1933 einsetzenden üblen Nachreden, persönlichen Angriffen und der Denunziation von ihm treu gebliebenen Patienten durch „Mitbürger“ müssen er und seine Frau furchtbar gelitten haben. Da sie keinen Ausweg mehr sahen, nahmen sie sich am 29. Juli 1938 in ihrer Wohnung das Leben. Bestattet wurden sie auf dem Neuen Jüdischen Friedhof an der Eckenbertstraße, im gemeinsamen Grab mit der bereits am 15. Januar 1933 verstorbenen Mutter von Frau Gernsheim, Eugenie Karoline Schott geb. Herz (1856-1933).   Während die Tochter Edith infolge ihrer Heirat mit Dr. med. Schönlank/Berlin und der Übersiedlung in die Schweiz die NS-Verfolgungen überlebt hat, wurden von den vier Schwestern Fritz Gernsheims drei in Auschwitz ermordet.   

Die Steine wurden vor dem Haus Schlossgasse 2 verlegt.