Emil Stumpp (1886 – 1941)

Als eigenwilligen Wanderer durch die Zeiten hat Jakob Stöcker, Chefredakteur des „Dortmunder Genralanzeigers“, seinen Pressezeichner charakterisiert: Emil Stumpp. Groß und beeindruckend von Gestalt, ein „Jupiter tonans“ mit gleichwohl eher leiser Stimme.

 Geboren wurde er am 17. 03. 1886 in Neckarzimmern. 1888/89 trat sein Vater als Obergärtner in den Dienst des Freiherrn v. Heyl zu Herrnsheim. Mit seinen Eltern kam Emil Stumpp nach Worms. Die Familie wohnte zunächst Knappenstraße 15, ab 1900 dann Pfauenpforte 11 (heute aufgegangen in Pfauenpforte 9).

Stumpps Neigung gehörte über die Bekanntschaft mit dem Worms-Pfiffligheimer Maler Georg Löwel früh der Kunst. Zunächst studierte er jedoch, nach einem Semester Kunstwissenschaft in Karlsruhe, in Marburg, Berlin und Uppsala Philologie. Noch als Student heiratete er eine schwedische Kommilitonin, Hedwig Glas. Fünf Kinder hatte das Ehepaar miteinander, ehe die Mutter früh verstarb und sich eine Schwester Stumpps, Marie, um die Kinder kümmerte.

Im Ersten Weltkrieg brachte es Stumpp zum Offizier. Bei Kriegsende stellte er sich in Königsberg auf die Seite des Arbeiter- und Soldatenrates. 1918 trat er in die SPD ein. Von 1919-1924 war er in Königsberg Gymnasiallehrer, übrigens an der gleichen Schule wie Ernst Wichert.

Dann aber wurde er Porträtzeichner mit Kohlestift oder Lithographiekreide. Beim „Dortmunder Generalanzeiger“ arbeitete er als Pressezeichner. Er hat auch gemalt und Kupferstiche angefertigt. Finanziell kam er mehr schlecht als recht über die Runden. Von seinen zahlreichen Reisen im In- und Ausland brachte er Mappen mit Stadtansicht mit, vor allem aber „Köpfe“: Porträts mehr oder weniger bekannter Zeitgenossen, die er sich von den Porträtierten signieren ließ. Darunter finden sich Wormser Persönlichkeiten wie Adam Antes, Karl Heyl oder Albert Schulte.

Eine Hitler-Karikatur von 1930, die diesen in der Pose des Demagogen zeigte, sollte nach 1933 negative Folgen haben. Noch konnte er in das Ausland reisen, bis er 1940 beim Tod seiner Tochter Hilde aus Schweden nach Deutschland zurückkehrte. Er blieb in Königsberg, sein Pass verfiel. Nach einem – verbotenen – Gespräch mit zwei französischen Kriegsgefangenen wurde er denunziert und in Memel (heute Kleipeda) wegen „Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Trotz sich rapide verschlechterndem Gesundheitszustand überstellte man ihn in die Haftanstalt Königsberg, dann in das Zuchthaus Stuhm/Westpreußen (heute Sztum/Polen). Dort ist er vier Tage nach der Einlieferung am 05. 04. 1941 gestorben.

  Unterstützt durch die Wormser Ehrenbürgerin Lucie Kölsch fanden 1945 in den Wandelgängen der Eleonorenschule und 1984/85 im Raschi-Haus Ausstellungen seiner Arbeiten statt. Stumpps Tochter Hedwig und sein Schwiegersohn Kurt Schwaen haben in der DDR ein privates Emil-Stumpp-Archiv angelegt. Schwaen gab auch ein Buch heraus: Emil Stumpp, Über meine Köpfe. Texte/Porträts/Landschaften. Berlin 1983. Das Buch „Emil Stumpp – ein Zeichner seiner Zeit. Unter Mitarbeit von Michael Stumpp – einem Verwandten mit umfangreicher Sammlung von Arbeiten Stumpps – und  hrsg. von Detlef Brennecke“ erschien 1988 in Berlin und Bonn im Dietz-Verlag.

Wie weit Stumpp dennoch in Vergessenheit geraten ist, illustriert ein Missverständnis: Zu der 1986 im Jüdischen Museum in Frankfurt a. M. gezeigten Ausstellung „Jettchen Geberts Kinder“ erschien ein Katalog. Die auf den Seiten 120-125 dem Maler Max Oppenheimer (1885-1954) zugeschriebenen Arbeiten stammten jedoch alle von Emil Stumpp! Man erkannte die Signatur nicht mehr.

Text: Fritz Reuter

Der Stein liegt vor dem Haus Pfauenpforte 9.