Familie Grünfeld

Leo Grünfeld (1869-1943)
Karoline Grünfeld geb. Bodenheim (1878-1942)
Agnes Margarete Grünfeld (1901-?)
Alfred Friedrich Grünfeld (1904-?)
Otto Wilhelm Grünfeld (1912-?)

Familie Leo und Lina Grünfeld mit den Kindern Agnes Margarete, Alfred Friedrich und Otto Wilhelm

Leo Grünfeld kam 1895 als 26jähriger nach Worms. Geboren wurde er am 10.11.1869 in Kremsier in Mähren, dem heutigen Kromeriz in Tschechien. Er fand eine Anstellung bei der Getreidehandlung Bayerthal. Zunächst wohnte er zur Untermiete in der Hardtgasse 9 bei Frau Löb. Doch schon drei Jahre später hatte er am Obermarkt seine eigene Wohnung.
Im Jahr 1900 heiratete er die 22jährige Karoline Laura Bodenheim, genannt Lina (geb. 17.11.1878), und das Paar zog in die Renzstraße 22.
Leo Grünfeld wurde Mitarbeiter der Firma seines Schwiegervaters, A. Bodenheim, Ledergroßhandlung und Ledermanufaktur, die ihre Geschäftsräume am Marktplatz 29, Ecke Stephansgasse, hatte. Am 15.04.1901 kam die Tochter Agnes Margarete zur Welt und drei Jahre später, am 02.03.904 der Sohn Alfred Friedrich.
1907 zog die Familie in die Martinsgasse 17, später in die Moltkeanlage 6, dem heutigen Adenauerring 6.
Beruflich war Leo Grünfeld erfolgreich. 1909 war er Prokurist in der Firma A. Bodenheim, die seinem Schwiegervater und dessen Bruder Eduard gehörte.
Die Familie vergrößerte sich mit der Geburt des Sohnes Otto Wilhelm am 27.01.912.
Leo Grünfeld war Ende der zwanziger Jahre neben seiner beruflichen Tätigkeit auch als Handelsrichter tätig und in der jüdischen Gemeinde engagierte er sich beim Israelitischen Unterstützungsverein.
Nach dem Tod seines Schwiegervaters und dessen Bruder Eduard, übernahm er zusammen mit der Witwe von Eduard Bodenheim, Babette Bodenheim, (geb. Dreifus,) die Leitung der Firma und war 1932 alleiniger Inhaber.
Durch die ständigen Boykott- und Behinderungsmaßnahmen der Nazis gingen die Geschäfte der Firma A. Bodenheim, die seit 1828 bestanden hatte, immer mehr zurück. Im April 1938 gab es noch einen Angestellten und im Januar 1940 wurde sie im Handelsregister gelöscht.
Die Tochter Agnes Margarete emigrierte 1938 nach England. Sie blieb unverheiratet und lebte in Süd-England, London und Manchester, wo sie 1974 starb.
Der Sohn Alfred hatte am 31. Januar 1933 vom Hessischen Justizminister die Zulassung als Rechtsanwalt beim Amtsgericht Worms, bei der Kammer in Handelssachen ebenfalls in Worms, und beim Landgericht der Provinz Rheinhessen in Mainz, erhalten. Als Rechtsanwalt konnte er aber nur bis Mai – also 3 Monate – arbeiten. Zum 01. Mai.1933 wurde seine Zulassung als Rechtsanwalt vom Hessischen Justizminister wieder zurückgenommen. Noch im Jahr 1933 verließ er Worms und emigrierte zunächst nach Mailand, später nach England. In England nahm er, zur Meldung beim Militär, den Namen FIELDS an.
Er lebte in London zusammen mit seiner Frau, einer gebürtigen Ungarin und seinem Sohn und arbeitete als Journalist, Dichter und Übersetzer. Er hat Shakespeare-Sonette ins Deutsche übersetzt und in einem kleinen Bändchen herausgegeben. 1974 starb er in London.
Auch der jüngste Sohn, Otto, verließ Worms. Er emigrierte 1935 nach Italien und 1939 ebenfalls nach England. Auch er nahm zur Meldung beim Militär den Namen FIELDS an.
Leo und Lina Grünfeld blieben in Worms. 1936 zogen sie mit ihrer Tochter Agnes noch um in die Berggartenstraße 6. Später verbrachten sie einige Zeit in Wiesbaden und kehrten nach Worms in die Kaiser-Wilhelm-Str. 11, in den 2. Stock, der heutigen Wilhelm-Leuschner-Straße, zurück.
Die Firma A. Bodenheim war im Januar 1940 im Handelsregister gelöscht worden und im Winter 1940/41 mussten Leo und Lina Grünfeld zwangsweise in die Judengasse 6 umziehen. Im Oktober 1941 wurden beide vorübergehend in Mainz in Gestapo-Haft genommen. Näheres ist darüber nicht bekannt – vielleicht, weil Leo Grünfeld für sich und seine Frau die Auswanderung in die USA beantragt hatte.
Leo und Lina Grünfeld mussten Worms am 24. September 1942 mit weiteren 90 Wormser Juden verlassen, und wurden am 27.September 1942 von Darmstadt aus nach Theresienstadt deportiert, zusammen mit 1.286 Juden aus Hessen. Lina Grünfeld starb in Theresienstadt am 7. Dezember 1942 und Leo Grünfeld am 17. März 1943 ebenfalls in Theresienstadt.

Quellen:

Dokumentation Schlösser

Familienbogen Grünfeld

Familienbogen Bodenheim

Bundesarchiv Gedenkbuch

06.10.2018 Brigitte Bauer, Warmaisa Worms