Familie Korn

Adolf Korn (1885-1943)

Rosa Korn, geb. Lichtenstein (1886-1943)

Walter Korn (1913-1942)

Irene Korn, geb.Reinhard (1908-1942)

Elsa Korn (1896-1943)

Der Vater Adolf Korn wurde am 20.06.1885 in Remthal bei Schlüchtern geboren. Er war mit Rosa Korn, geb. Lichtenstein, die am 14.07.1886 in Groß-Umstadt geboren wurde, verheiratet.

 Adolf und Rosa hatten zwei Kinder: Siegfried, geboren am 09.08.1911 in Worms, und Walter, der am 11.01.1913 ebenfalls in Worms geboren wurde. In der Familie lebte auch eine Nichte des Vaters, Elsa Korn, die am 07.11.1896 in Lichtenroth geboren wurde und im Haushalt mithalf.

 Familie Korn bewohnte ein eigenes Haus am Pfortenring 9, wo sich auch die 1911 eröffnete „deutsch-amerikanische Bäckerei und Konditorei“ der Eltern befand. Adolf Korn war Bäckermeister. Es gab auch einen Kaffeeausschank mit Sitzmöglichkeit. Dafür wurde dem Weltkriegsteilnehmer Korn bereits 1933 die Konzession entzogen. Während des Novemberpogroms wurden Bäckerei und Wohnung verwüstet. Das Gebäude wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört. An seiner Stelle befindet sich heute ein mehrstöckiges Mietshaus.

 Walter Korn besuchte von 1922 bis 1926 die Oberrealschule – unser heutiges Gauß-Gymnasium. Zu Ostern 1922 wurde er in die „Sexta c“, die 5. Klasse eingeschult. Diese Klasse musste er wiederholen. Er verließ die Schule nach der 7. Klasse.

 Auch Siegfried, Walters älterer Bruder, hat die Oberrealschule besucht.

 Nach der Schule arbeitete Walter als Kaufmann. Am 15.09.1938 heiratete er Irene, geb. Reinhard. Sie wurde am 28.05.1908 in Worms geboren. Irenes Vater hieß Robert Reinhard. Er war Kaufmann. Ihre Mutter hieß Blondine Reinhard, geborene Löb. Familie Reinhard wohnte in der Judengasse 25.

 Wie ist es Walter und seiner Familie während der Nazizeit ergangen?

Walters Bruder Siegfried ging am 13.08.1936 ins Exil nach Südafrika. Weiteres ist über ihn nicht bekannt.

 Walter wurde am 11.11.1938 – nach dem Novemberpogrom – verhaftet und vorübergehend ins Konzentrationslager Buchenwald verbracht.

Die Eltern mussten ihr Haus am Pfortenring aufgeben und wohnten 1939 zusammen mit der Schwiegertochter Irene in der Judengasse 33. Walter war damals in der Karolingerstraße 13, nahe bei Eltern und Ehefrau, gemeldet. Die Eltern hatten die Ausreise nach Südafrika beantragt. Vermutlich wollten sie zu ihrem Sohn Siegfried. Walter und Irene Korn standen auf der Warteliste für eine Ausreise in die USA.

Walter und sein Vater mussten in den Firmen „Blendax“ beziehungsweise „Werner und Merz“ in Mainz Zwangsarbeit leisten.

Die Nichte Elsa wanderte am 11.09.1937 nach Amsterdam aus. Von dort wurde sie 1943 in das Vernichtungslager Sobibor in Polen deportiert. Sie starb dort am 04.06.1943.

Die Eltern Adolf und Rosa wurden am 27.09.1942 nach Theresienstadt deportiert (Deportationsliste II, Nr. 961 und 962). Rosa starb dort am 02.04.1943. Ihr Mann wurde am 18.12.1943 weiter nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.

 Walter und Irene wurden am 20.03.1942 nach Piaski in Polen deportiert (Deportationsliste I, Nr. 388 u. 389).

In dem Buch „Keiner wird verschont“ von Annelore und Karl Schlösser wird der Tag der Deportation, der 20.3.1942, beschrieben. Unter den Deportierten waren 77 Wormser und 4 Herrnsheimer Juden im Alter von 3 bis 65 Jahren.

 Einen Tag zuvor versammelten sich die Juden vollzählig vor der zerstörten Synagoge. Am folgenden Tag wurden sie mit einem Güterzug nach Mainz gebracht, von wo aus sie mit 1000 weiteren Juden nach Polen deportiert wurden. Eine Augenzeugin berichtet, dass sie mit den Opfern gesprochen habe und diese selbst nicht genau gewusst hätten, wohin sie gebracht werden sollten, ihnen sei eine bessere Zukunft und ein „unbehelligt(es) Leben“ im Osten versprochen worden. In der Kartei des Einwohnermeldeamtes wurden die Namen der Deportierten mit folgenden Vermerken versehen: „unbekannt verzogen“ oder „ohne Abmeldung abgereist“. Piaski ist eine Kleinstadt in Polen. Während des Zweiten Weltkriegs war Piaski von deutschen Truppen besetzt und gehörte zum Generalgouvernement. In dem jüdischen Wohnviertel von Piaski wurde 1940 ein Transit-Ghetto, ein Durchgangslager, nahe der Eisenbahnstrecke errichtet, von dort aus wurden die meisten Juden in das Vernichtungslager Belzec gebracht. Arbeitsfähige Männer kamen nach Lublin. Vielleicht war Walter Korn unter ihnen? In Piaski herrschten schreckliche Lebensbedingungen. 10 bis 20 Menschen mussten sich einen Wohnraum teilen. Viele starben an Unterernährung. Man könnte das Lager als Vorzimmer der Vernichtungslager ansehen. Die Ghetto-Bewohner selbst wussten nichts von den Vernichtungslagern. Die Deportierten waren der festen Überzeugung zum Arbeitseinsatz in den Osten gebracht worden zu sein und fragten die Ghetto-Bewohner, wo die Fabriken seien. Niemand wusste etwas von Fabriken, die Menschen blieben im Ungewissen. Keiner der 81 nach Piaski deportierten Wormser und Herrnsheimer Juden kehrte zurück. Auch Walter und Irene Korn haben nicht überlebt.

 Hier liegen nun fünf Steine: für die Eltern Adolf und Rosa und deren Nichte Elsa und für Walter und Irene Korn. Sie sollen uns an die Namen und an das Schicksal der Ermordeten erinnern, die in unserer Stadt gelebt haben und unsere Schule besucht haben.
    Die Steine liegen vor dem Haus Pfortenring 37 (früher Nr. 9!)

    Texte und Verlesung: Klasse 10c unter Anleitung von Frau StRin Gundula Werger:

    Niklas Brodhäcker, Daniel Eckert, Isabelle Gagel, Sarah Hallmer, Florian Kramer,

    Nicole Plohmann, Sebastian Pöschl