Mayer, Senta (1902 – 1942), Mayer, Jakob (1871 – 1945)

Jakob Mayer wurde am 22. Juli 1871 in Herrnsheim geboren und war verheiratet mit Mayer Rosalie geb. Löb, geb. am 6. Januar 1881 in Neustadt/Pfalz.

Jakob Mayers Eltern waren Simon Mayer und Johanette geb. Levistein. Der Vater Simon Mayer war in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Herrnsheim nach Worms gezogen und betrieb Frucht- und Weinhandel im eigenen Haus in der Friedrichstraße 10.

1899 eröffnete Jakob Mayer, der damals noch bei seinen Eltern wohnte, eine Kohlenhandlung. 1903 zog er in die Kaiser-Wilhelm-Straße 6, 1910 ins eigene Haus Moltkeanlage 10. Sein Geschäft entwickelte sich zur Kohlengroßhandlung mit Büro und Lagerplatz im Handelshafen und wurde ein in Worms sehr bekanntes Unternehmen.

Von 1915-17 war Jakob Mayer Soldat. Er war Mitglied der Demokratischen Partei.

Die Eheleute Mayer hatten zwei Töchter: Liesa, geboren am 16. März 1907 und Margarete genannt Greta, geboren am 06. Juli 1908.

Die Tochter Liesa heiratete am 27. August 1930 Ludwig Tuteur aus Kaiserslautern und zog nach Kaiserslautern. Von dort kehrte sie nach dem sog. „Kristallnacht“-Pogrom mit ihrer Familie nach Worms zurück ins Haus ihres Vaters. Die Familien Tuteur und die seines Bruders Sigmund Mayer wurden am 20. März 1942 nach Piaski deportiert und kehrten nie zurück. Für die Familie Tuteur sind hier an dieser Stelle ebenfalls 4 Stolpersteine verlegt.

Die zweite Tochter Greta war Sozialfürsorgerin und war 1933 für kurze Zeit als Volontärin beim Wohlfahrtsamt Worms tätig. Sie ging im September 1936 nach Palästina, 1947 aus Gesundheitsgründen in die USA und lebte zuletzt in Haifa/Israel.

Die Mutter Rosalie Mayer geb. Löb starb am 15.3.1937 in Worms und wurde hier auf dem neuen israelitischen Friedhof beerdigt. Beim Pogrom vom 10.11.1938 in Worms wurde auch Jakob Mayers Haus schwer in Mitleidenschaft gezogen. Durch die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben“ vom 12.11.1938 wurde die Weiterführung der Kohlenhandlung unmöglich; am 7.1.1939 wurde sie aus dem Handelsregister gestrichen. Jakob Mayer hatte Auswanderung in die USA beantragt.

1942 musste Jakob Mayer sein Haus verlassen und zwangsweise ins jüdische Gemeindehaus Hintere Judengasse 2 (heute Haus „Zur Sonne“) umziehen. Von hier aus wurde auch er deportiert, mit dem Massentransport am 24./27.9.1942 nach Theresienstadt. Am 5. Februar 1945 gelangte er mit dem einzigen Freiheitstransport aus dem KZ Theresienstadt (Zugnummer EW 182 T) über Konstanz nach Kreuzlingen in der Schweiz. An diesem Tag wurden insgesamt 1200 Juden aus Theresienstadt befreit. Diese Freigabe war mit Hilfe jüdischer, schwedischer und Schweizer Organisationen zustande gekommen. Es soll ein Tauschhandel gegen schwedisches Erz gewesen sein.

Jakob Mayer wurde am 7.2.1945 im Auffanglager St. Gallen/Schweiz registriert, war zuerst in einem Internierungslager in Montreux und kam dann nach Engelberg, wo er nach kurzer Zeit sehr krank wurde. Im Oktober 1945 starb er an Mundkrebs im Kantons-Spital in Luzern. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Luzern beerdigt.

Senta Mayer, wurde als Tochter von Jakob Mayer und Jenny geb. Bodenheim am 27.7.1902 in Maikammer geboren. Sie ist am 1.3.1939 von Maikammer aus in Worms zugezogen und wohnte in der Moltkeanlage 10 bei Jakob Mayer, ist aber nicht verwandt mit dieser Familie, hat auch nicht dort im Haushalt gearbeitet. Über sie und ihre Tätigkeit in Worms ist nichts Näheres bekannt. Ihr Beruf wird mit Hausgehilfin angegeben.

Am 20.3.1942 (zum Datum vgl. u.) wurde sie mit dem ersten Transport aus Darmstadt nach Piaski in Polen und weiter nach Belzec deportiert und umgebracht.

In der Publikation „Die »Judendeportationen« aus dem Deutschen Reich 1941-1945“, von Alfred Gottwaldt und Diana Schulle, erschienen im Marix Verlag, GmbH, Wiesbaden, 2005, finden Sie einen Eintrag zur Deportation vom 20.3.1942  in dem die näheren Umstände dazu beschrieben sind.

„Der »Gesellschaftssonderzug zur Beförderung von Arbeitern« mit der Nummer »Da 14« war bei der Reichsbahn zu Beginn des Monats März 1942 von Darmstadt nach »Trawniki« (Das Zwangsarbeitslager Trawniki im heutigen Ostpolen entstand 1941. Im Oktober 1943 wurde das Zwangsarbeitslager aufgelöst und die rund 6000 Insassen erschossen.) für den 25. März 1942 bestellt; irrig wird dieser Transport mit dem Abmeldedatum vom 20. März 1942 genannt. Darin wurden Juden aus dem Gebiet des früheren Volksstaates Hessen verschleppt: Aus der Provinz Rheinhessen waren es 466 Menschen aus der Stadt Mainz, 75 aus der Stadt und 15 aus dem Kreis Worms sowie 76 aus dem Kreis Bingen.

Der Transport umfasste insgesamt 1.000 Menschen und erreichte am 27. März 1942 Piaski.