Elsa Seely geb. Mann (1902 – Tod in Auschwitz 1943), Max Lang (1881 – Tod in Polen 1942)

Elsa Seely geb. Mann ist am 23.5.1902 als Tochter von Salomon Mann und Klara geb. Strauß in Worms geboren.

Elsa hatte 1921 Richard Seely geheiratet; er war evangelisch, ebenso die 1922 geborene Tochter Ruth. Die Ehe wurde 1928 geschieden, Richard Seely (* 1900) starb 1931. Die Tochter, die nach der Scheidung beim Vater gelebt hatte, kam danach zu evangelischen Verwandten.

Elsa Seely hatte später noch eine Tochter: Bela Mann, geboren am 30.1.1940 in Worms. Da ein jüdischer Vater angegeben wurde, galt auch das Kind Bela als „Volljüdin“.

Elsa Seely wohnte seit 1923 bei ihrer Mutter Klara und ihrem Stiefvater Max Lang in der Dominikanerstraße 4, ab 13.05.1938 in der Rheinstraße 2. Hier erlebte die Familie beim Pogrom am 10. November 1938 die völlige Zerstörung ihrer Wohnung. Möbel und Einrichtungsgegenstände wurden zerschlagen und auf die Straße geworfen. Die Familie zog dann 1939 in die Siegfriedstraße 24, wo die Tochter Bela geboren wurde. Wie die meisten noch in Worms lebenden Juden musste auch Elsa Seely mit ihrem Kind 1941 zwangsweise umziehen. Sie fanden Unterkunft im jüdischen Gemeindehaus, Hintere Judengasse 2 (heute Haus „Zur Sonne“).

Von den Deportationen des Jahres 1942 blieben sie verschont. Am 11.5.1943 ist in der Meldekartei[1] der Umzug mit Tochter Bela nach Frankfurt/Main vermerkt. Elsa Seely wurde dort im Polizeigefängnis interniert und dann mit dem Sondertransport am 13.09.1943 um 7.00 Uhr nach Auschwitz deportiert[2]. Auf der Transportliste[3] ist vermerkt: „Von der Stapo wird die Seely,Else zur Bahnhofswache gebracht“ (Unterstreichung im Original). In Auschwitz wurde Elsa Seely am 07.12.1943 ermordet, sie wurde nur 41 Jahre alt.[4]

Das Kind Bela wurde nach Inhaftierung der Mutter im Mai 1943 offenbar vorübergehend in der Jüdischen Kinderunterkunft in Berlin in der Oranienburger Straße 31[5] untergebracht und von dort mit dem sog. „Alterstransport 90“ am 28.05.1943 nach Theresienstadt deportiert[6]. Eine Schwester ihrer Mutter – Martha Wolf geb. Mann – nahm sich dort ihrer an. Auch Martha Wolf war nach Theresienstadt deportiert worden, überlebte die Inhaftierung und kehrte mit dem Kind Bela zunächst nach Heßheim/Pfalz zurück.

Im Juli 1945 kam Bela Mann nach Worms ins Kinderheim Hagenstraße 33, das 1947 in das Haus Westendhöhe verlegt wurde. Im Februar 1948 wurde Bela nach Tübingen abgemeldet[7].
Bela gelangte als unbegleitetes Kind nach Aufenthalten in der französisch besetzten Zone Anfang Oktober 1951 nach New York (USA).[8]

Henry R. Huttenbach widmete sein Buch „The destruction of the jewish community of Worms 1933 – 1945“ auf Seite VII neben Hillel Weis (Stolperstein Judengasse 27) auch Bela Mann mit den Worten „who lives and must remember“[9].

Martha Wolf starb am 9.9.1970 in Worms.[10]

Max Lang, Stiefvater von Elsa Seely

Max Lang wurde am 5.5.1881 in Worms geboren und war seit August 1915 verheiratet mit Klara Lang geb. Strauß, verwitwete Mann (* 10.3.1871 in Dolgesheim).
Die Eheleute Max und Klara Lang hatten keine, die Ehefrau jedoch aus erster Ehe mit Salomon Mann 6 Kinder, die alle den Namen Mann trugen.

Max Lang war der Bruder von August Lang (Stolperstein in der Bärengasse 27) und Alfred Lang (Alfred Lang starb am 7.4.1945 in Buchenwald).

Max Lang war Ziegenmetzger, zeitweilig auch Händler. Wie seine Strafliste[11] ausweist, kam er in den 20er Jahren des Öfteren mit dem Gesetz in Konflikt, u.a. wegen „Handel mit Rohtabak“, „Anstiftung zur Kuppelei“ oder „Preistreiberei“.

Von 1914-19 war Max Lang Soldat, hatte das Eiserne Kreuz 2. Klasse und andere Auszeichnungen. Im Frühjahr 1933 war er vorübergehend im damaligen Konzentrationslager Osthofen interniert, vermutlich auch wegen seiner Zugehörigkeit zur KPD (1921-1932).

Klara Lang starb am 15.7.1942 in Worms und wurde am 17.7.1942 auf dem neuen jüdischen Friedhof beerdigt.[12]

Zweieinhalb Monate nach dem Tod seiner Frau wurde Max Lang am 30.9.1942 im Alter von 61 Jahren nach Polen deportiert[13]. Er kehrte nicht zurück und gilt als ermordet in Polen (vermutl. Treblinka[14]).

Foto Max Lang[15]


Quellen:

[1] Stadtarchiv Worms

[2] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Copy of 6.3.3.2 / 89791865 Korrespondenzakte

[3] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Copy of 1.2.2.1 / 11363921 Transporte und Überstellungen aus Haftanstalten in. u.a. Polizeigefängnisse und Konzentrationslager, 1942-1945

[4] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Copy of 1.1.2.1 / 520255 Namenslisten von verstorbenen Häftlingen des Konzentrationslagers Auschwitz

[5] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Copy of 1.2.4.1 / 12666037 Reichsvereinigung der Juden (Kartei)

[6] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Copy of 1.2.1.1 / 127213062

[7] Dokumentation Schlösser

[8] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Copy of 3.1.3.2 / 81680687 Registrierungen und Emigration überwiegend aus Deutschland

[9] Henry R. Huttenbach: The destruction of the jewish community of Worms 1933 – 1945. New York 1981

[10] Dokumentation Schlösser

[11] Stadtarchiv Worms

[12] Dokumentation Schlösser

[13] ITS Digital Archive, Arolsen Archives, Copy of 1.2.1.1 / 11201628 Deportation aus Darmstadt in das Vernichtungslager Treblinka

[14] BArch Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in
Deutschland 1933 – 1945

[15] aus Huttenbach 1981, a.a.O.

Die Steine liegen vor dem Haus Rheinstr. 2.