Georg Gerau (1905 – Tod in Hadamar 1941)

Georg Gerau wurde am 17.04.1905 in Guntersblum (Reg.Nr.26/1905) geboren. Seine Taufe fand am 19.05.1905 in der evangelischen Kirche Guntersblum (Reg.Nr.29/1905) statt. Georg war der zweite Sohn der Eheleute Martin Gerau Bahnhilfsbeamter, *02.05.1864 in Guntersblum (Reg.Nr.22/1864), † 13.11.1929 in Worms und Wilhelmine, geb. Best (* 26.05.1868 in Mettenheim, † 06.05.1921 in Worms.

Das Ehepaar hatte am 10.11.1888 in Guntersbum (Reg.Nr.16/1888) geheiratet und lebte bis zum Dezember 1906 in Guntersblum.

Georg war das siebte von neun lebend geborenen Kindern des Ehepaares und war geistig behindert. Vor Georgs Geburt hatte das Ehepaar am 04.02.1889, 12.02.1898, 06.03.1899 und am 02.04.1902 jeweils eine Totgeburt zu beklagen.

Ein weiterer Sohn mit dem Namen Jakob wurde am 22.11.1906 noch in Guntersblum geboren (Reg.Nr.76/1906) und wurde am 02.12.1906 in der ev. Kirche Guntersblum getauft.

Am 18.12.1906 zog die Familie Martin Gerau mit ihren 8 Kindern von Guntersblum nach Worms in die Mönchstraße 4, am 03.07.1907 zogen sie in die Alicestraße 4; dort wurde am 28.04.1909 ein weiterer Sohn geboren. Knapp 6 Monate später, am 05.10.1909 zog die Familie in die Schützenstraße 13. Dort war die Familie knapp 18 Jahre bis zum 17.01.1927 wohnhaft.

Über einen Schulbesuch oder eine Ausbildung von Sohn Georg ist nichts bekannt. Am 06.05.1921 verstarb Georgs Mutter Wilhelmine im Alter von 52 Jahren. Da die häusliche Betreuung von Georg nach dem Tod seiner Mutter nicht mehr sichergestellt werden konnte, wurde Georg im Alter von 17 Jahren am 07.07.1922 in die Heil- und Pflegeanstalt der Provinz Starkenburg in Darmstadt-Eberstadt eingewiesen. Zu diesem Zeitpunkt lebten zusammen mit ihm, lt. der Anamnese bei seiner Aufnahme, noch 6 Kinder der Familie.

In Darmstadt-Eberstadt verblieb Georg bis zum 04.03.1924. Danach war er bis zum 01.09.1938 Patient in der Provinzial-Pflegeanstalt Heidesheim und vom 01.09.1938 bis zum 11.05.1940 in der Landesheil- und Pflegeanstalt Alzey.

Im Mai 1940 überfiel Nazi-Deutschland die westlichen Nachbarländer und die linksrheinische Anstalt Alzey wurde als Reserve-Lazarett benötigt. Deshalb wurden mehrere hundert Alzeyer Patientinnen und Patienten auf rechtsrheinische Einrichtungen verteilt. Georg kam deshalb am 11.05.1940 bis zum 31.05.1940 nach Heppenheim und wurde danach bis zum 22.01.1941 in die Heilanstalt nach Gießen verlegt.

Mittlerweile hatten ärztliche Gutachter in der Berliner Tiergartenstraße 4 (Aktion T4) Georg als einen unheilbaren Fall eingestuft, welchem – da „nicht lebenswert“ – der „Gnadentod“ zu gewähren sei.

Von Gießen kam er bis zum 11.06.1941 wieder in die Pflegeanstalt in Heidesheim und von dort in die Heil- und Pflegeanstalt Eichberg-Erbach (heute Eltville). Dort wurde er als Übergangspatient nicht mehr medizinisch und pflegerisch versorgt.

Am 04.07.1941 wurde er gemeinsam mit 28 weiteren Patienten*innen erneut verlegt, dieses Mal in die Heil- und Pflegeanstalt Hadamar, welche im Januar 1941 in eine Tötungsanstalt umgebaut worden war.  Unmittelbar am Tag seiner Ankunft wurde Georg Gerau im Alter von 36 Jahren im Rahmen der T4-Aktion ermordet.

Die offizielle Sterbeurkunde des Sonderstandesamtes Hadamar-Möchberg wurde zur Verschleierung wie üblich mit einem gefälschten Datum ausgestellt, ebenso wurde die Sterbeursache gefälscht. Diese Urkunde wie auch das Totenbuch aus diesem Zeitraum sind nicht mehr verfügbar, sie wurden offensichtlich vernichtet.

Georg Gerau war einer von 10.072 kranken Menschen, die zwischen Januar und August 1941 in der Gaskammer von Hadamar ihr Leben lassen mussten. Ermordet wurden im Rahmen der T4-Aktion „reichsweit“ insgesamt 70.273 Menschen. 

Die Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus umfassen die systematische Ermordung von etwa 216.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen in Deutschland und den besetzten bzw. annektierten Gebieten von 1933 – 1945.

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Quellen:

Renate Rosenau, Alzey, Arbeitsgruppe NS-Psychiatrie Alzey

Archiv Kulturverein Guntersblum

Archiv Ev. Kirchengemeinde Guntersblum

Stadtarchiv Worms

Landeswohlfahrtsverband Hessen, Bestand 14 Nr.173 & R 179/4583

Gedenkstätte Hadamar

Der Stein liegt vor dem Haus Schützenstr. 13.