Jeremias Bronner (1881 – Tod in Auschwitz), Esther Bronner geb. Ziegler (1889 – Tod in Auschwitz), Leo Bronner (*1915), Dorothea Bronner (*1916), Mathilde Bronner (*1919), Bernhardine Bronner (*1924)

Anfang 1942 erreichen zwei Briefe das Ghetto Krakau.

Sie haben eine lange Reise hinter sich. Sie kommen aus Tel Aviv. Adressiert sind sie an Jeremias und Esther Bronner (1) in der Grodzka 69 – mitten in der Krakauer Altstadt – direkt zu Füßen der Wawel-Burg, mit ihrem Schloss und der Kathedrale: dort, wo früher die polnischen Könige residierten.

Jetzt ist hier der Regierungssitz der deutschen Besatzer im Generalgouvernement unter Hans Frank, dem „Schlächter von Polen“.

Mehr als 25 Worte sind dem Verfasser der Briefe nicht erlaubt, steht auf dem Vordruck des Internationalen Roten Kreuzes.

Passbericht Bronner, Jeremias | Worms 10.07.1939
StadtA WO Best. 013 Nr. 2000

Passbericht Bronner, Ester Rachel, geb. Ziegler | Worms 10.07.1939
StadtA WO Best. 013 Nr. 2000

Liebe Eltern! Sind alle gesund.“, schreibt Leo im Juni 1941.

Vor sieben Jahren ist ihm die Flucht nach Palästina gelungen. Auch seine drei Geschwister sind inzwischen hier angekommen. Nur die Eltern haben keine Einreisegenehmigung in das britische Mandatsgebiet erhalten. (2) Sie fliehen 1939 – kurz vor dem Überfall auf Polen – von Worms nach Krakau zu Bekannten. „Alle Geschwister, Verwandten wohlauf“, (3) berichtet Leo und endet mit „vielen herzlichen Küssen“ – auch von Rifka, der Schwiegertochter, und von Uri, ihrem Enkelsohn, (4) die Esther und Jeremias noch nie gesehen haben.

Doch es gibt keine Antwort. Dieser erste Brief will sein Ziel nicht finden.

Zwei Monate später schreibt Leo erneut – und wer genau hinhört, hört das Zittern in den Worten und die Unruhe, die das Schweigen der geliebten Eltern auslöst: „Liebste Eltern! Wir sind Gott sei Dank alle gesund. Wollen dasselbe von Euch hören! Hoffen recht bald Antwort von Euch lieben Eltern zu haben. Viele herzliche Küsse von uns.“ (5)

Doch auch dieser Brief wird noch vier Monate brauchen, bis er Jeremias und Esther in Krakau finden wird. Und das liegt nicht an den 42 Worten – 17 mehr als erlaubt, die die Angst und die Sorge diktieren.

In der Grodzka 69 wohnen die Eltern schon lange nicht mehr.

Die neuen Herren haben angefangen, auf der anderen Seite der Weichsel im Stadtteil Podgórze ein Ghetto einzurichten, in das auch Bronners ziehen müssen. Wer als Jude in Krakau lebt, hat nicht nur seit 1939 eine weiße Armbinde mit einem Davidstern darauf zu tragen, sondern muss auch bis spätestens 20. März 1941 die Stadt verlassen haben oder in das neu errichtete Ghetto ziehen. Jeremias und Esthers neue Adresse lautet nun Plac Zgody 16 – korrigiert das Internationale Rote Kreuz.

Dieser Platz mitten im Ghetto ist die letzte Station vor dem Abtransport in die Konzentrations- und Vernichtungslager: hier finden die Appelle und Selektionen statt, hier werden die Krakauer Juden zur Deportation zusammengetrieben.

Das Ghetto haben die Deutschen mit Mauern und Stacheldraht abgeriegelt. Die Straßen, die in das Ghetto hineinführen, werden von der SS streng bewacht. Auf dem 600×400 Meter großen Gelände, auf dem einmal 3.000 Leute gelebt haben, werden nun 15.000 Menschen zusammengepfercht.

Schreiben Bronner, Jeremias
Kraków (dt. Krakau) 20.01.1942
AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

Was sollen sie antworten? – überglücklich, dass ihren vier Kindern nun endlich allen die Flucht nach Palästina geglückt ist!

Es werden die letzten Worte sein, die von ihnen überliefert sind – und so antworten sie, wie ihre vier Kinder es sehnsüchtig erhoffen: „Teure Kinder! Große Freude mit Euren Zeilen. Sind gesund – und wünschen, Euch bald zu sehen. Tausend Küsse!“ (6)

Wenn dieser Brief in zwei Monaten Tel Aviv erreichen wird, beginnen bereits die Deportationen in die Vernichtungslager Belzec und Auschwitz.

Sie werden sich nie wiedersehen!

Früher haben sie hier gewohnt in der Thomasstraße 16 – von 1927 bis 1935: Jeremias und Esther Bronner mit ihren vier Kindern Leo, Dorothea, Mathilde und Bernhardine: eine jüdische Familie mit polnischer Staatsangehörigkeit.

Wirtschaftlich geht es ihnen gut. Zusammen mit seinem Bruder Moses ist Jeremias seit 1920 Teilhaber der Firma M. & J. Bronner, Kurz-, Weiß- und Wollwaren en gros in der Admiral-Scheer-Str.1. (7) Die Familie wohnt in einer 95qm großen 4-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad. Und sogar eine Mansarde für das Dienstmädchen ist vorhanden! (8)

Doch der aufkommende Nationalsozialismus macht sich schon früh bemerkbar.

Der Schulleiter der Oberrealschule ruft schon kurz vor Ostern 1933 Jeremias an und bittet ihn, seinen Sohn Leo (9) zum Ende des Schuljahres von der Schule zu nehmen: er könne nicht mehr für seine Sicherheit bürgen und sei nicht in der Lage, ihn vor weiteren Angriffen zu schützen. (10)

Die Kinder werden in der Schule von Lehrern und Mitschüler:innen drangsaliert, gehänselt, angerempelt, bespuckt und sogar geschlagen, ohne dass irgendein Lehrer eingreift, so dass Jeremias und Esther seit Anfang 1933 versuchen, ihren Kindern die Flucht nach Palästina zu ermöglichen.

Leos Abgangszeugnis bescheinigt ihm die Reife für die Oberprima. Das hätte ihm die Welt eröffnet. (11) Aber nun zieht der 12. Klässler – ein Jahr vor dem Abitur – nach Frankreich und arbeitet dort auf einem Bauernhof, um sich für ein Einreisezertifikat nach Palästina zu qualifizieren.

Nur für kurze Zeit kehrt er noch einmal in die Thomasstraße 16 zurück. Dann packt er seine Sachen und verlässt am 9. Mai 1934 – eine Woche vor seinem 19. Geburtstag – die Stadt.

Mit der Bahn fährt er nach Paris und lässt zurück, was einmal sein Leben war und seine Zukunft hätte werden sollen. Er besorgt sich ein Zertifikat für Palästina. Dann fährt er weiter nach Marseille und mit der „Patria“, 3. Klasse, nach Tel Aviv, wo er am 17. Mai 1934 ankommt. (12)

Inmitten einer fremden Welt mit einer fremden Sprache schlägt er sich als ungelernte Hilfskraft durch, arbeitet auf Orangenplantagen, zwischenzeitlich auch mal als Hilfspolizist, um dann wieder in einer Pelzfärberei zu schuften.

Der nächste Schicksalsschlag für die Familie lässt nicht lange auf sich warten. Der Antisemitismus hat sich längst in die Herzen und Seelen der Menschen gefressen, bevor die Nazis ihn in politische Macht ummünzen können. Bereits seit 1931 ist es den Brüdern Bronner als Juden nicht mehr möglich, ihre Hauptabsatzgebiete in der Pfalz wie Hettenleidelheim, Alsenborn, Eisenberg oder Karlsberg „unangefochten“ zu bereisen. Im Mai 1933 stellt die Firma schließlich einen Antrag auf Eröffnung eines Vergleichsverfahrens, um einen drohenden Konkurs abzuwenden. Um den Fortbestand der Firma sicherzustellen, scheidet Jeremias im Februar 1934 aus der Firma aus und meldet den „Vertrieb von Kurz- und Wollwaren an Wiederverkäufer ohne Laden“ an. Doch schon nach knapp zwei Jahren muss er aufgeben. Ohne Einkommen meldet sich der 54jährige beim Arbeitsamt und wird als „Wohlfahrtsempfänger“ zu Straßenkehrarbeiten im Wäldchen herangezogen. Sein Wochenlohn beträgt nun 9 bis 12 Mark: ein „elendes Dasein“. (13)

Auch Tochter Dorothea (14) steht mit leeren Händen da. Sie hatte als Sekretärin im Geschäft ihres Vaters und Onkels mitgearbeitet. Als sie ihr Zertifikat für die Einreise nach Palästina erhält, fährt die 19jährige am 16. April 1935 mit dem Zug 3. Klasse nach Marseille und von dort mit dem Schiff „Mariette Pacha“ 2. Klasse in eine unbekannte Zukunft nach Haifa. (15)

British Passport Apotheker, Dorothea, geb. Bronner | 15.08.1939

Es ergeht ihr wie ihrem Bruder. Angesichts der Sprachschwierigkeiten ist es ihr unmöglich, eine angemessene Stellung zu finden. Stattdessen arbeitet sie als Kinderpflegerin und Hausangestellte. (16)

Tochter Mathilde (17) besucht bis 1933 die Eleonorenschule. Nach Abschluss der Quarta (7. Klasse) wechselt sie in die Sprachklasse der Westendschule in der Hoffnung, den ständigen Hänseleien, Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten entfliehen zu können. Mitschülerinnen hatten sie sogar mit Steinen beworfen.

Ihre Eltern schicken die 15jährige 1934 in ein Hachschara-Lager des zionistischen Weltverbandes Hechaluz (Die Pioniere) – in der Hoffnung, dass sie so eines der begehrten Einreisezertifikate der englischen Regierung für Palästina erlangen kann.

In einem Waldgehöft bei Havelberg nordöstlich von Prignitz-Stadt in Brandenburg lernt sie Ivrit und alles, was sie zum Leben in einem Kibbuz braucht.

Die 15-18jährigen bauen hier Kartoffeln, Rüben, Bohnen und Tomaten an, aber auch Futtermangold und Futtermöhren, um die Tiere zu versorgen: Pferde, Hühner, Gänse, Enten. Das ist das neue Zuhause von Mathilde, bis sie endlich Mitte 1935 mit anderen Jugendlichen ausreisen kann.

In den folgenden beiden Jahren lebt und arbeitet sie im Kibbuz Ginegar nahe Nazareth. Sie hilft hier bei der Schafzucht, der Traubenernte, beim Aufforsten des Balfourwaldes, auf den hier alle so stolz sind, und in der Nähstube. Als sie 1937 den Kibbuz verlässt, findet auch sie – ohne Ausbildung – keine Arbeit und muss sich weiterhin als Hilfsarbeiterin durchschlagen, spült Geschirr, erntet Orangen, verdingt sich im Haushalt, als Spülhilfe in Restaurants, als Arbeiterin in einer Büchsenfabrik, später in einer Schokoladenfabrik. (18)

Zurück bleiben die Eltern Jeremias und Esther Bronner mit der jüngsten Tochter Bernhardine.

Drei von vier Kindern sind weg und die finanzielle Lage so angespannt, dass die drei am 30. April 1935 die Wohnung in der Thomasstraße 16 aufgeben müssen und in die Peter-Gemeinder-Straße 84 ziehen: eine kleine Dachwohnung mit drei Zimmern, schrägen Wänden und ohne Bad. (19)

Jüdische Kinder dürfen noch öffentliche Schulen besuchen. Aber Jeremias und Esther wissen, dass sie das ihrer jüngsten Tochter Bernhardine (20) nicht zumuten können. Nach dem Besuch der Volksschule wechselt sie im Mai 1935 auf die Jüdische Bezirksschule.

Schul-Entlassungszeugnis Bronner, Bernhardine | Worms, Jüd. Bezirksschule 01.05.1937
AfW Saarburg Az.: VA 109517 | Entschädigungsakte Howard, Bernhardine, geb. Bronner

Sie ist zu jung für ein Hachschara-Lager, denn Großbritannien stellt Einreisezertifikate erst ab einem Mindestalter von 15 Jahren aus. Die einzige Möglichkeit, die ihren Eltern bleibt, ist ihre Tochter in ein Kinderheim zu geben.

Am 7. Februar 1937 schicken sie die 12jährige Bernhardine nach Berlin in das jüdische Kinderheim Beit Ahawah (Haus der Liebe) in der Augustastraße 14/16. Mit der Kinder-Alija flieht sie von dort am 10. Mai 1937 nach Palästina.

Bis 1940 lebt sie in Kirjat Balik, wo die Gründerin des Kinderheims eine neue Zufluchtsstätte für ihre Berliner Schützlinge aufbaut.

Dann hilft sie zwei Jahre lang bei ihrem Bruder Leo im Haushalt und kümmert sich um dessen zweijährigen Sohn Uri.

1942 geht sie schließlich als Krankenpflegerin zur Britischen Armee und arbeitet in Armeelazaretten in Palästina und Ägypten. (21)

Jeremias und Esther bleiben in Worms zurück. Der mittelose Jeremias muss nun miterleben, wie seine alte Firma „arisiert“ wird, in die er so viel Kraft gesteckt hatte, um sich und seinen Kindern hier in Worms eine Zukunft ohne Sorgen zu ermöglichen. Die Industrie- und Handelskammer befürwortet im August 1938 „den Übergang des jüdischen Betriebes in deutsche Hände“, (22) und der Reichsstatthalter genehmigt die „Arisierung“. (23) Der Käufer der Firma hatte sich u.a. beworben mit seinen „Qualifikationen“ als „Frontsoldat“ und „Freikorpskämpfer“, Mitglied des antisemitischen „Völkischen Schutz- und Trutzbundes“ und der „Freikorpskämpfer-Kameradschaft Worms“. (24)

Das Ehepaar Bronner zieht nun – am 27. August 1938 – in die Renzstraße 36 zu David Hirsch und seiner Ehefrau zur Untermiete: zwei Zimmer und eine Küche, die sie mitbenutzen dürfen. In der ehemaligen Wohnung in der Thomasstraße 16 wohnt inzwischen ein Beamter der Gestapo! (25)

„Beide wollen raschmöglichst nach Palästina auswandern, um sich daselbst niederzulassen,“ heißt es in einer Mitteilung der Passstelle vom 7. November 1938 an verschiedene Behörden. (26)

Reichsbank, Stadtkasse, NSDAP-Kreisleitung und Gestapo haben keine Bedenken „gegen die Auswanderung der Eheleute“ – weder „in politischer Hinsicht“ noch „aus steuerlichen Gründen“. (27) Hungerleider, Juden und Ausländer sind hier schon lange unerwünscht.

Drei Tage, nachdem sie ihr Ausreisegesuch vorgebracht haben – am Morgen des 10. November, stürmen während der Reichspogromnacht mit Eisenstangen bewaffnete SA-Männer die Erdgeschosswohnung in der Renzstraße und demolieren das Mobiliar. Bronners können sich gerade noch rechtzeitig in eine der Mansarden im Dachgeschoss flüchten, wo sie die Direktorin der Berufsschule Emma Scheel versteckt. (28) David Hirsch hingegen wird verhaftet und zusammen mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. (29) All das sieht die ehemalige Hausgehilfin der Bronners: „Die armen Leuten weinten bitterlich. Jedoch wagte ich es nicht, zu Ihnen zu gehen, um sie zu trösten.“ (30)

Am 27. Juli 1939 verlassen Jeremias und Esther Worms und gehen nach Krakau. (31) Eine Zusammenführung der Familie in Palästina scheitert an den rigiden Einreisevorschriften der Mandatsregierung. Doch die Nazis folgen den Beiden und überfallen Polen.

Von Jeremias‘ Bruder und dessen Ehefrau Ruchel, die die beiden begleiten, ist bekannt, dass sie kurz vor Errichtung des Krakauer Ghettos die Stadt auf Druck des „Schlächters von Polen“ verlassen und am 4. März 1941 in Tarnów registriert werden. (32) Von Jeremias und Esther verliert sich hingegen jede Spur. (33) Eine Zeugin berichtet aber, sie habe hier im Ghetto Tarnów auch Jeremias und Esther getroffen. Die Beiden hätten damals in der in der Szpitalna / Spitalstraße gewohnt (34) – ganz nah am Jüdischen Friedhof, am nördlichen Ende des Ghettos.

Seit Juni 1942 kommt es auch hier zu großangelegten Razzien, bei denen die Sicherheitspolizei tausende Juden auf offener Straße, auf dem jüdischen Friedhof und im nahegelegenen Wald willkürlich erschießen. Immer wieder werden Menschen, die nicht als „arbeitsfähig“ gelten, Alte, Kranke und Kinder in die Vernichtungslager Belzec und Auschwitz deportiert und ermordet, bis das Ghetto im September 1943 liquidiert wird – ebenso wie seine letzten Bewohnerinnen und Bewohner.

Worms, Thomasstraße 16 | 12.12.2022, Fotos: Simon Pascalis

Die Steine liegen vor dem Haus Thomasstr. 16.

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Archivbestände

AfW Saarburg (Amt für Wiedergutmachung)

AfW Saarburg Az.: VA 101980 | Entschädigungsakte Trieger, Mathilde, verw. Gabel, geb. Bronner

AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

AfW Saarburg Az.: VA 104546 | Entschädigungsakte Bronner, Leo

AfW Saarburg Az.: VA 104548 | Entschädigungsakte Bronner, Esther, geb. Ziegler

AfW Saarburg Az.: VA 107621 | Entschädigungsakte Gabel, Mathilde, geb. Bronner

AfW Saarburg Az.: VA 109517 | Entschädigungsakte Howard, Bernhardine, geb. Bronner

AfW Saarburg Az.: VA 184209 | Entschädigungsakte Apotheker, Dorothea, geb. Bronner

LA Speyer

LA Speyer Best. J 10 Nr. 4992 | Entschädigungsverfahren Apotheker, Dorothea

LA Speyer Best. J 10 Nr. 9506 | Entschädigungsverfahren Apotheker, Dorothea, geb. Bronner

LA Speyer Best. J 10 Nr. 10636 | Entschädigungsverfahren Gabel, Mathilde, geb. Bronner

StadtA WO

StadtA WO Best. 006 Nr. 2742 | Korrespondenz des Stadtarchivs / Jüdischen Museums mit ehem. Wormser Juden

StadtA WO Best. 006 Nr. 6750 | Entschädigungsangelegenheiten – Bronner, Leo

          StadtA WO Best. 011 | Melderegister Stadt Worms und Vororte

Meldekarte Broner [!], Jeremias (alt)

Meldekarte Bronner, Jeremias (neu)

StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

StadtA WO Best. 180/08 Nr. 619 | Arisierung Kurzwarengroßhandlung M. & J. Bronner, Worms (durch Bernhard Held, Bürstadt)

Quellen:

(1)   Jeremias Bronner wird am 13.03.1882 in Oświęcim (dt. Auschwitz) geboren. Mit seinen Eltern und vier Geschwistern lebt er in Frankfurt am Main und Aschaffenburg, bevor er wie sein Bruder zuvor nach Worms zieht.

Esther Rachel Ziegler wird am 22.02.1889 in Zabłocie (dt. Zablatz, Zablatsch) geboren.

Die Beiden heiraten am 08.03.1914 in Żywiec (dt. Saybusch) und besitzen die polnische Staatsbürgerschaft.

In Worms wohnen sie gemeinsam in der Maximilianstraße 8 (1914), der Admiral-Scheer-Str.1 (1914), Johanniterstraße 9 (1914-1918), Friesenstraße 40 (1918-1927), Thomasstraße 16 (1927-1935), Peter-Gemeinder-Straße 84 (1935-1938) und der Renzstraße 36 (1938-1939).

1939 fliehen sie gemeinsam nach Krakau und werden im Vernichtungslager Auschwitz ermordet.

Wormser Juden 1933-1945 | Bronner II

(2)   Eidesstattliche Erklärung Bronner, Leo | Worms 10.11.1961 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(3)   In den Jahren zwischen 1933 und 1939 gelingt insgesamt 13 Personen aus dem näheren familiären Umfeld von Jeremias Bronner die Flucht nach Palästina: neben den vier Kindern seiner Nichte Klara Bronner (18.06.1910 (Worms)), seiner Nichte Dorothea Enoch, geb. Bronner (10.09.1906 (Worms)) zusammen mit ihrem Ehemann Joachim Enoch (27.12.1899 (Wien)) und ihrem Sohn Gerhard Enoch (17.04.1932 (Worms)) sowie seiner Schwester Leie Kuppermann, geb. Bronner (06.06.1885 (Oświęcim (dt. Auschwitz))) mit ihrem Ehemann Alois Kuppermann (26.03.1880 (Oświęcim (dt. Auschwitz))) und ihren drei Kindern Gusti Kuppermann (21.11.1909 (Aschaffenburg)), Julius Kuppermann (03.11.1912 (Aschaffenburg)) und Erna Kuppermann (16.01.1920 (Aschaffenburg))

(4)   Rifka Bronner, geb. Kadoch wird am 15.10.1914 in Jerusalem geboren und heiratet 1935 Leo Bronner. 1941 wird ihr Sohn Uri Bronner geboren.

(5)   Brief Bronner, Leo an Bronner, Jeremias | Tel Aviv 05.08.1941 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(6)   Schreiben Bronner, Jeremias und Esther an ihre Kinder | Kraków (dt. Krakau) 20.01.1942 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(7)   Admiral-Scheer-Str.1: früher Promenadenstr.1, heute Berliner Ring 1.

Beglaubigte Abschrift aus dem Handelsregister Abt.A Bd.III Nr.245 | Worms, Amtsgericht 23.10.1963 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(8)   Eidesstattliche Erklärung Bronner, Leo | Mainz 19.01.1964 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

Amtshilfegesuch Bezirksamt für Wiedergutmachung Mainz an Stadt Worms betr. Entschädigungsantrag Bronner, Leo | Worms 01.09.1964 | StadtA WO Best. 006 Nr. 6750 | Entschädigungsangelegenheiten – Bronner, Leo

Ermittlungsergebnisse Stadtpolizeiamt Worms | Worms 05.10.1964 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(9)   Leo Bronner, der älteste Sohn von Jeremias und Esther, wird am 17.04.1915 in Worms geboren. Am 09.05.1934 flieht er nach Palästina. Am 25.12.20211 ist er in Mainz verstorben.

(10) Eidesstattliche Erklärung Bronner, Leo | Tel Aviv 20.03.1956, 1 | AfW Saarburg Az.: VA 104546 | Entschädigungsakte Bronner, Leo

(11) Abgangs-Zeugnis Bronner, Leo | Worms 07.04.1933 | AfW Saarburg Az.: VA 104546 | Entschädigungsakte Bronner, Leo

(12) Entschädigungsantrag Bronner, Leo | Hamm 04.10.1961 | AfW Saarburg Az.: VA 104546 | Entschädigungsakte Bronner, Leo

(13) Eidesstattliche Erklärung Wild, Fritz | Worms 21.07.1959 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

Eidesstattliche Erklärung Bronner, Leo | Worms 10.11.1961 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

Ermittlungsergebnisse Stadtpolizeiamt Worms | Worms 05.10.1964 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(14) Dorothea Bronner wird am 18.10.1916 in Worms geboren. Ihr gelingt am 16.04.1935 die Flucht nach Palästina. Am 18.11.1936 heiratet sie in Tel Aviv den Journalisten David Apotheker. 1983 ist sie in Tel Aviv verstorben.

(15) Auswanderer Worms, Isr. Religionsgemeinde, Bd.1, S.104 | Yad Vashem gibt hingegen an, Dorothea Bronner sei am 19.11.1934 nach Basel geflüchtet.

(16) Certificate of Marriage | Tel Aviv 18.11.1936 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

Bescheinigung Bronner, Dorothea | Worms 16.10.1957 | AfW Saarburg Az.: VA 184209 | Entschädigungsakte Apotheker, Dorothea, geb. Bronner

Bescheinigung Bronner, Dorothea | Worms 04.11.1957 | AfW Saarburg Az.: VA 184209 | Entschädigungsakte Apotheker, Dorothea, geb. Bronner

Lebenslauf Apotheker, Dorothea, geb. Bronner | Tel Aviv 18.12.1957 | AfW Saarburg Az.: VA 184209 | Entschädigungsakte Apotheker, Dorothea, geb. Bronner

(17) Mathilde Bronner, verh. Trieger, verw. Gabel ist am 16.09.1919 in Worms geboren. Ihr gelingt am 15.07.1935 die Flucht nach Palästina. Am 09.12.1942 heiratet sie in Tel Aviv den Diamantenschleifer Alfred Gabel.

(18) Certificate of Marriage | Tel Aviv 09.12.1942 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

Eidesstattliche Versicherung Gabel, Mathilde, geb. Bronner | Tel Aviv 17.10.1956 | AfW Saarburg Az.: VA 101980 | Entschädigungsakte Trieger, Mathilde, verw. Gabel, geb. Bronner

Eidesstattliche Erklärung Gabel, Mathilde, geb. Bronner (Nachtrag) | o.D. | AfW Saarburg Az.: VA 101980 | Entschädigungsakte Trieger, Mathilde, verw. Gabel, geb. Bronner

Eidesstattliche Versicherung Gabel, Mathilde, geb. Bronner | Tel Aviv 18.01.1967 | AfW Saarburg Az.: VA 101980 | Entschädigungsakte Trieger, Mathilde, verw. Gabel, geb. Bronner

(19) Peter-Gemeinder-Straße 84: früher Schannatstraße 9, jetzt Bebelstraße 84.

Ermittlungsergebnisse Stadtpolizeiamt Worms | Worms 05.10.1964 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(20) Bernhardine Bronner, verh. Howard, wird am 15.03.1924 in Worms geboren. Ihr gelingt die Flucht nach Palästina am 10.05.1937.

(21) Schul-Entlassungszeugnis Bronner, Bernhardine | Worms, Jüd. Bezirksschule 01.05.1937 | AfW Saarburg Az.: VA 109517 | Entschädigungsakte Howard, Bernhardine, geb. Bronner

Eidesstattliche Erklärung Howard, Bernhardine, geb. Bronner | Sanderstead 04.01.1957 | AfW Saarburg Az.: VA 109517 | Entschädigungsakte Howard, Bernhardine, geb. Bronner

Eidesstattliche Erklärung Apotheker, Dorothea, geb. Bronner | Tel Aviv 10.04.1957 | AfW Saarburg Az.: VA 109517 | Entschädigungsakte Howard, Bernhardine, geb. Bronner

Das Kinderheim in der Auguststraße | Wikipdia | https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kinderheim_in_der_Auguststra%C3%9Fe

Kinder- und Jugend-Alija | Wikipedia | https://de.wikipedia.org/wiki/Kinder-_und_Jugend-Alija

(22) Gutachten Industrie- und Handelskammer Worms betr. Übernahme Bronner, M. & J. 12.08.1938 | StadtA WO Best. 180/08 Nr. 619 | Arisierung Kurzwarengroßhandlung M. & J. Bronner, Worms (durch Bernhard Held, Bürstadt)

(23) Der Reichsstatthalter in Hessen an Held, Bernhard betr. Übernahme der Kurzewarengroßhandlung Bronner, M. & J. | Darmstadt 02.09.1938 | StadtA WO Best. 180/08 Nr. 619 | Arisierung Kurzwarengroßhandlung M. & J. Bronner, Worms (durch Bernhard Held, Bürstadt)

(24) Schreiben Held, Bernhard an Industrie- und Handelskammer Worms betr. Übernahme Bronner, M. & J. 14.08.1938 | StadtA WO Best. 180/08 Nr. 619 | Arisierung Kurzwarengroßhandlung M. & J. Bronner, Worms (durch Bernhard Held, Bürstadt)

(25) Ermittlungsergebnisse Stadtpolizeiamt Worms | Worms 05.10.1964 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(26) Polizeidirektion Worms an Finanzamt Worms betr. Auswanderung Bronner, Jeremias | Worms 07.10.1938 | StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

Passbericht Bronner, Jeremias | Worms 10.07.1939 | StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

Passbericht Bronner, Ester Rachel, geb. Ziegler | Worms 10.07.1939 | StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

 (27)   Reichsbanknebenstelle Worms an Polizeidirektion Worms betr. Auswanderung Bronner, Jeremias | Worms 08.11.1938 | StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

Stadtkasse Worms an Polizeidirektion Worms betr. Auswanderung Bronner, Jeremias | Worms 06.12.1938 | StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

NSDAP-Kreis Worms an Polizeidirektion Worms betr. Auswanderung Bronner, Jeremias | Worms 28.11.1938 | StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

Hauptzollamt Worms betr. Devisenrechtliche Abfertigung von Umzugsgut Bronner, Jeremias | Worms 13.07.1939 | StadtA WO Best. 013 Nr. 2000 | Auswanderung, auch Umzüge und Auslandreisen von Juden

(28) Ermittlungsergebnisse Stadtpolizeiamt Worms | Worms 05.10.1964 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(29) Wormser Juden 1933-1945 | Hirsch I

(30) Erklärung Götz, Christine, geb. Ströe | Worms 05.08.1959 | AfW Saarburg Az.: VA 103547 | Entschädigungsakte Bronner, Jeremias

(31) Meldekarte Bronner, Jeremias (neu) | StadtA WO Best. 011 | Melderegister Stadt Worms und Vororte

Auswanderer Worms, Isr. Religionsgemeinde, Bd.2, S.78 | Yad Vashem. Hier wird für Jeremias Bronner ebenso wie für seine Frau, seinen Bruder und seine Schwägerin der 15.08.1939 als Zeitpunkt der Flucht angegeben.

(32) Mapping the Lives | Bronner, Moses Jakob | 01.02.2023

Mapping the Lives | Bronner, Ruchel, geb. Dankowitz | 01.02.2023

(33) Leo Bronner gibt an, eine Überlebende habe ihm erzählt, seine Eltern in Auschwitz gesehen zu haben. Hierfür gibt es aber keine weiteren Belege. Vermutlich handelt es sich um die Zeugin Regina Balitzer (s. Anm.34), die hiervon abweichende Erinnerungen mitteilt| Eidesstattliche Erklärung Bronner, Leo | Tel Aviv 20.03.1956 | AfW Saarburg Az.: VA 104546 | Entschädigungsakte Bronner, Leo

Das Bundesarchiv gibt für beide Auschwitz als Deportationsziel an, ohne ein genaues Deportationsdatum oder einen Sterbeort anzugeben | BArch Gedenkbuch | Bronner, Jeremias Jeremiasz | https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848697 und BArch Gedenkbuch | Bronner, Ester Esther Rachel, geb. Ziegler | https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848696

(34) Eidesstattliche Erklärung Balitzer, Regina | Tel Aviv 03.07.1957 | AfW Saarburg Az.: VA 104548 | Entschädigungsakte Bronner, Esther, geb. Ziegler