Bernhard Silberberg, geb. am 28. 08. 1888 in Warschau, war während des Ersten Weltkrieges 1914-1918 als russischer Kriegsgefangener nach Worms in das Gefangenenlager an der Alzeyer Straße gekommen. Nach Kriegsende blieb der polnische Staatsbürger hier und heiratete eine evangelische Wormserin, Luise Rauh. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, die Tochter Manja, geb. am 17. 01. 1922, und den Sohn Wolfgang, geb. am 17. 04. 1925. Der Vater war gelernter Uhrmacher und arbeitete zunächst in dem Wormser Juwelier- und Uhrmachergeschäft J. Bolander Nachfolger in der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Wilhelm-Leuschner-Straße 14). 1920 eröffnete er sein eigenes Uhrmacher- und Juweliergeschäft Martinspforte 2, später Kämmererstraße 58. Zunächst wohnhaft Martinspforte 2, zog die Familie 1930 in ihr eigenes, neu erbautes Haus in der Roonstraße 2/10 (heute Heidenhainstraße 2a).
Als polnischer Jude war Bernhard Silberberg schon bald nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten Schikanen und Behinderungen ausgesetzt. Darunter hatte auch die Familie zu leiden, nicht zuletzt die evangelische Frau Silberberg. Beim Kristallnacht-Pogrom am 09./10. November 1938 wurde das Geschäft in der Kämmererstraße demoliert. Wie alle Juden mussten auch die Silberbergs zu dem erlittenen Schaden noch die so genannte „Sühneleistung“ durch Abgabe ihrer Schmuck und Wertgegenstände erbringen.
Sohn Wolfgang, der zunächst die 1935 im jüdischen Gemeindehaus am Synagogenplatz 2 eingerichtete jüdische Bezirksschule besuchte, kam später in eine Anlernwerkstatt nach Frankfurt und am 12. 07. 1939 mit einem Kindertransport nach England. Bei einer fremden englischen Familie fand er menschenfreundliche Aufnahme und überlebte so die nationalsozialistische Judenverfolgung. In England blieb er, betrieb eine Lederfabrik, hat geheiratet und drei Kinder bekommen.
Die Eltern Silberberg mussten Worms am 19. 07. 1939 verlassen, weil dem polnischen Ehemann keine Aufenthaltsgenehmigung mehr erteilt wurde. Eine angestrebte Auswanderung in die USA misslang. Sie gingen nach Warschau, wo sie 1943 den Aufstand in dem unter deutscher Besatzung errichteten Ghetto nicht überlebten. Sie gelten als verschollen. Ebenfalls in Polen, im KZ Auschwitz, ist der Inhaber der Firma Bolander, Salomon Heymann, samt Frau umgekommen, bei dem Bernhard Silberberg einst die ersten beruflichen Schritte in Worms getan hatte.
Tochter Manja, „Halbjüdin“ mit evangelischer Mutter, musste in Worms bleiben. Sie ging nach Frankfurt a. M., wo sie zunächst in einem Jüdischen Krankenhaus arbeitete. Nachdem dieses zwangsweise geschlossen wurde, arbeitete sie in einer Offenbacher Lederfabrik. Am 30. 09. 1942 wurde Manja von Offenbach aus nach Polen deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
(Dokumentation Schlösser, Silberberg I und Heymann II)
Die Steine liegen vor dem Haus Heidenhainstraße 2a.