Brodreich, Lionel (1888 – 1942), Brodreich, Rosel (1891 – 1942)

Familie Brodreich wohnte in Worms in der Siegfriedstraße 19. Lionel B. war 1908 nach Worms gekommen und hatte im selben Jahr zusammen mit Arthur Mayer die Firma Brodreich & Mayer, Manufakturware, Kaiser-Wilhelmstraße 24, gegründet. Außerdem waren beide gemeinsam seit 1922 Inhaber der Firma Adolf Blün, Manufakturwaren unf fertige Betten, kämmererstraße 16.

Lionel Brodreich war 1916-1918 Soldat.

Die beiden Geschäfte der Firma Brodreich& Myer waren in Worms gut eingeführt.Wie alle Wormser jüdischen Geschäfte waren sie gleich nach Beginn des Dritten Reiches dem Boykott ausgesetzt. Deshalb gaben sie das Geschäft in der Kämmererstraße bald auf. Das Hauptgeschäft in der KW konnte sich trotz allem noich bis 1938 halten. Die Firma hatte noch vier Angesellte (LIste vom 9.4.1938). Durch die Kristallnacht wurde auch der Firma Brodreich & Mayer ein Ende gesetzt.Verwüstung durch den Pogrom und die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Geschäftsleben“ vom 12.11.1938 bewirkten, dass das Geschäft „in arische Hände“ überging.

Auch die Wohnung der Familie, Siegfriedstraße 19 wurde im November 1938 schwer verwüstet. Zusammen mit 87 jüdischen Männern aus dem Umkreis von Worms wurde auch Lionel Brodreich verhaftet und ins KZ Buchen wald verschickt. Wann er zurückkehren durfte, ist nicht bekannt.

Anfang 1939 zog die Familie in die Renzstraße 28.

Das Ehepaar Brodreich entschloss sich spät zur Emigration. 1940 standen sie auf einer Warteliste für die USA. Doch es war schon zu spät. 1941 zogen sie mit anderen Juden zwangsweise in die Hafergasse 7. Von hier wurden sie am 24.3.1942 nach unbekannt abgemeldet. In Wahrheit wurden sie am 20.3. 1942 mit einem Sammeltransport nach Piaski /Polen deportiert. Von dort kamen sie in eines der Vernichtungslager Belsec oder Maidanec und wurden ermordet. Am 24.3. 1950 wurden sie für tot erklärt.

Das Paar hatte zwei Kinder:

Ernst Ludwig B. (geb. 1915 in Worms).

Er besuchte die Oberrealschule, absolvierte eine Kaufmannslehre und emigrierte 1935 in die USA. Während des 2. Weltkriegs diente er als Unteroffizier der amerikanischen Armee im Südpazifik. Seit 1955 lebte er in Los Angeles.

Lotte B. (geb. 1922 in Worms).

Sie besuchte zunächst das Eleonorengymnasium, dann die jüdische Bezirksschule. Nach vielen Umwegen und Gefahren gelang ihr schließlich die Einwanderung in die USA. Sie heiratete dort und lebte in New York.

Die Steine liegen vor dem Haus Siegfriedstraße 19.