Die Familien Kristeller und Reinheimer

Der Kaufmann Paul Kristeller (1895 Schwendten/Westpreußen- vor 1945, Ort unbekannt) wohnte mit seiner Frau Hilda geb. Reinheimer (Worms 1899- vor 1945, Ort unbekannt) und den Söhnen Hermann (Worms 1923- ?, lebte in den USA) und Kurt (Worms 1929- 1948 USA) in deren Elternhaus Gymnasiumstraße 6.

Paul Kristeller hatte am I. Weltkrieg terilgenommen und das EK II. erhalten. Beruflich war er Getreidehändler. Ihm gehörte noch das Haus Goethestraße 10. Beim Pogrom am 10. November 1938 wurden in beiden Häusern die Wohnungen der Kristellers und Reinheimers verwüstet. Paul Kristeller wurde verhaftet und mit weiteren 86 Wormser Juden zeitweilig in das KZ Buchenwald bei Weimar gebracht. Von den Söhnen, die nach der Verdrängung jüdischer Kinder aus den öffentlichen Schulen die Jüdischen Bezirksschule am Synagogenplatz 2 besuchten, gelangte Hermann bereits vor dem Pogrom in die USA, während Kurt 1939 mit einem Kindertransport nach England kam. Die Eltern hatten ebenfalls die Auswanderung in die USA betrieben, scheiterten in ihren Bemühungen jedoch, weil sie auf der Warteliste zu weit hinten standen.

1941 mussten sie samt  Hildas Mutter Frieda Reinheimer geb. Wolf (Guntersblum 1874-1944 Auschwitz) aus ihrem Haus in der Gymnasiumstraße in das ehemalige jüdische Gemeindehaus Hintere Judengasse 2 umziehen, das als „Judenhaus“ galt und in das noch die Einweisung weiterer Juden erfolgte. Die Eheleute Kristeller wurden 1942 als angeblich „unbekannt verzogen“ abgemeldet, in Wahrheit aber mit einem Transport nach Piaski deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. 1945 wurden beide offiziell für tot erklärt. Frau Frieda Reinheimer und ihre unverheiratete Schwester Amalie (Worms 1859-1943 Theresienstadt)), letztere eine 84jährige alte Dame, wurden ebenfalls 1942 deportiert und haben Auschwitz bzw. Theresienstadt nicht überlebt. 

Die Steine liegen Ecke Goethestraße und Gymnasiumstraße 6.