Familie Alfred Mann

Worms, Seidenbenderstraße 4 Verlegungsort: Seidenbenderstraße 4.

Die Manns gehörten einer alten (Worms-) Pfiffligheimer Viehhändlerfamilie an. Zusammen mit seinem Bruder Hugo (Pfiffligheim 1883-1979 Los Angeles) betrieb der am 30. Januar 1881 in Pfiffligheim geborene

Alfred Mann (1881-1933)

 das väterliche Geschäft, die Viehhandlung Alexander Mann Söhne in der Landgrafenstraße 18. Daneben tätigte Alfred Mann Immobiliengeschäfte, wobei er für die Stadt Worms mehrfach den Ankauf privater Grundstücke und ihre Überführung in städtisches Eigentum übernahm. Alfred war verheiratet mit der am 3. April 1890 in Weingarten/Baden geborenen

Frieda Fuchs, verh. Mann (1890-1942) 

Die Familie mit ihrer am 22. November 1912 in Worms geborener Tochter Martha wohnte in der Seidenbenderstraße 4. Alfred Manns Bruder Hugo wurde zu Beginn der Naziherrschaft schwer misshandelt. Die Erregung über diesen Vorfall und die darin sichtbar gewordene persönliche Bedrohung haben ihn physisch und psychisch so schwer getroffen, dass er für einige Wochen Worms verließ und zu seiner Schwiegermutter nach Weingarten ging. Bei seiner Rückkehr nach Worms wurde er vorübergehend festgenommen. Danach musste er sich in stationäre Behandlung in das Martinsstift begeben. Er erholte sich nicht mehr. Alfred Mann starb in Worms am 25. Juni 1933.

Tochter Martha der Eheleute Alfred und Frieda Mann war von Dezember 1933 bis März 1934 in England, kam aber nach Worms zurück. Am 7. Juli 1938 wanderte sie in die USA nach New York aus, heiratete (Martha Schwarz) und überlebte den Holocaust. Sie ist inzwischen verstorben.

Frieda Mann, geb. Fuchs, die nach dem Tod ihres Mannes und der Emigration ihrer Tochter weiter in der Seidenbenderstraße 4 wohnte, verzog 1939 nach Karlsruhe. Im Oktober 1940 wurde sie mit den badischen Juden nach Gurs in Südfrankreich deportiert. Von da kam sie über das Zwischenlager Drancy 1942 nach Auschwitz. Dort wurde sie ermordet. Die schweren Verstörungen, die letztlich den frühen Tod Alfreds herbeiführten, sollen noch etwas näher betrachtet werden. Gleich 1933 wurden sein Bruder Hugo Mann (Pfiffligheim 1883 -1979 Los Angeles) und seine Frau Mathilde, geb. Faibelmann (Landau 1899 -1973 Los Angeles) in ihrer Wohnung in der Landgrafenstraße 18 schwer misshandelt. Frau Mann gelang es, telefonisch die Polizei herbeizurufen. Hugo Mann, der in „Schutzhaft“ genommen wurde, schrieb später in einem Brief: „(Ich) bin der festen Überzeugung, wenn die Gestapo nicht gekommen wäre, dass diese Bande mich mitgeschleppt hätte. Ob ich davon gekommen wäre, ist für mich eine Frage, da ich so manches hörte, was angerichtet wurde.“

Beim Kristallnachtpogrom im November 1938 wurde ihr Haus Landgrafenstraße 18 so verwüstet, dass sie es nicht mehr bewohnen konnten. Die Familie mit Vater, Mutter und Tochter Ingeburg (geb. Worms 1930) ging nach Mannheim zu den Eltern der Ehefrau. 1940 emigrierte die Familie Hugo Mann in die USA nach Los Angeles. Mathilde starb dort 1973, ihr Mann 1979. Nachkommen haben über Tochter Inge, verheiratete Davidson, Kontakte zu Pfiffligheim.

Bearb. Fritz Reuter; Doku. Schlösser, Mann I und Mann II.

Verlesen von Brigitte Bablok.

Die Steine liegen vor dem Haus Seidenbenderstraße 4.