Familie Gutmann

Klara Gutmann, geb. Wachenheimer, Jg. 1869, deportiert und Tod  1942       

     Ludwig Gutmann, Jg. 1883, 1938 Buchenwald, Tod an Haftfolgen.     

     Mira Gutmann, geb. Barth, Jg.1892, deportiert 1942 Piaski, ermordet.

    Wilhelm Gutmann, Jg. 1901, deportiert 1942 Piaski, ermordet.     

     Heinz Gutmann, Jg. 1928, deportiert 1942 Piaski, ermordet.     

     Ruth Gutmann, Jg. 1931, deportiert 1942 Piaski, ermordet.                       

 Alle genannten Familienangehörige wohnten in Worms-Herrnsheim, Herrnsheimer Hauptstraße 31.

    Klara Gutmann geb. Wachenheimer, geboren am 27. August 1869 in Zwingenberg/Bergstraße, war die Witwe des Herrnsheimer Händlers wohl mit Gebrauchswaren für die dörfliche Umwelt Franz Samuel Gutmann, über den  nichts weiter bekannt ist. Frau Gutmann musste im August 1942 im Alter von 73 Jahren mit auf Betreiben des nationalsozialistischen Ortsbürgermeisters ihre Herrnsheimer Wohnung zwangsweise verlassen. Sie kam in das damals als „Judenhaus“ zur zeitweiligen Konzentration von aus ihren Wohnungen vertriebenen Juden benutzte jüdische Altersheim in Worms, Hintere Judengasse 6 (heute Raschi-Haus). Von dort wurde sie am 27. September 1942 mit einem Sammeltransport nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 5. Oktober 1942 gestorben ist.

   Ludwig Gutmann, Sohn von Franz Samuel und Klara Gutmann, wurde am 5. August 1883 in Herrnsheim geboren. Wie schon sein Vater übte er den Beruf eines Händlers aus. Er heiratete die aus Flehingen bei Karlsruhe stammende, am 2. Januar 1892 geborene Mira Barth. Das Ehepaar hatte den Sohn Heinz und die Tochter Ruth.   Beim Novemberpogrom 1938 wurde Ludwig Gutmann verhaftet und mit weiteren 86 Juden aus Worms in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Ob er, wie die meisten anderen Wormser Juden dieses Transportes, nach wenigen Wochen zurückkehren konnte, in welchem Zustand das geschah, oder ob er bereits dort zu Tode gekommen ist und nur seine Aschenurne nach Worms geschickt wurde – auf Kosten der Angehörigen! – bleibt unklar. Jedenfalls wurde offenbar seine Urne am 19. Februar 1939 auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Worms – nicht auf dem Herrnsheimer Judenfriedhof – ohne Grabstein und wohl auch ohne Zeremonie beigesetzt, man könnte es „verscharrt“ nennen. Erst am 5. Juli 1992 wurde auf Betreiben von jüdischen und nichtjüdischen Wormsern und zeremoniell begleitet vom Kantor der Jüdischen Gemeinde Mainz-Worms sein Grab durch einen Kissenstein gekennzeichnet, zusammen mit Kissensteinen für die Wormser NS-Opfer Hermann Gusdorf und Edgar Frohnhausen.   Mit ihren Kindern lebte Mira Gutmann, die wie ihr Schwager Wilhelm Gutmann in Mainz bei einer Fabrik für Zahnpaste Zwangsarbeit verrichten musste,  noch bis 1942 in Herrnsheim.

 Sohn Heinz besuchte in Frankfurt am Main die „Werkstätten der Jüdischen Kultusvereinigung“ zur Vorbereitung auf die angestrebte Auswanderung. Wegen einer Verletzung, die er sich beim Schneeräumen zugezogen hatte, durfte er kurzzeitig nach Herrnsheim zu seiner Mutter zurückzukehren. Dort wurde er jedoch verhaftet und mit den übrigen Familienangehörigen nach Piaski deportiert. Seiner Schwester Ruth, die noch bis 1941 eine Schule in Mainz besucht hatte, widerfuhr das gleiche Unheil.

   Mira Gutmann, ihre Kinder Heinz und Ruth sowie der am 11. Februar 1901 in Herrnsheim geborene Bruder von Ludwig Gutmann,

 Wilhelm Gutmann, der anscheinend unverheiratet war und ebenfalls bei der Familie lebte, finden sich auf der Deportationsliste vom 20. März 1942 nach Piaski.  Von dort aus kamen sie in eines der Vernichtungslager wie Belzec oder Maidanek, wo sie ermordet wurden.   Dem rassistisch begründeten nationalsozialistischen Terror und seiner bürokratischen Organisation, unterstützt durch feindlich gesonnene „Mitbürger“, fiel die gesamte Familie Gutmann zum Opfer. In ihrem Heimatort gab es keinen Hinweis darauf. Jetzt erinnern daran, neben einer Tafel in der Trauerhalle des Herrnsheimer Friedhofs, die sechs Stolpersteine für Angehörige aus drei Generationen der Herrnsheimer jüdischen Familie Gutmann. Damit es nicht weiter wie in einem Aktenvermerk lapidar heißt: „Die Angelegenheit hat ihre Erledigung gefunden“.

Die Steine wurden vor dem Haus Hauptstraße 31, WO-Herrnsheim, verlegt.