Justine geb. Zacharias wurde am 3.12.1866 in Rimbach/Odenwald geboren. Sie war die Schwester von Jakob Salomon, für den bereits ein Stolperstein in der Wallstraße 11 verlegt wurde. Seit 15.6.1920 war sie geschieden von Leopold Salomon.
Familie Salomon wohnte seit dem 5.11.1897 in ihrem eigenen Haus in der Judengasse 33. Mutter Justine ließ im August 1925 das Erdgeschoss ihres Hauses umbauen und errichtete für ihre beiden Töchter Rosa (geb. 27.8.1898 in Worms) und Hedwig (geb. 9.4.1901 in Worms), die Putzmacherinnen waren, den „Modesalon Geschwister Salomon“. Der entstandene Laden hatte den Eingang und ein Schaufenster am Martinsplatz (heute Berliner Ring). Das nicht sehr große Haus diente wie einige andere Häuser später als Sammelpunkt und letzte Unterkunft für mehrere Wormser Juden vor ihrer Deportation.
Der älteste Sohn Hermann (geb. 3.8.1898 in Worms) war Steindrucker und Maschinenmeister. Er ging im Mai 1933 nach Paris. Dort verliert sich seine Spur.
Auch der zweite Sohn Theo (geb. 27.7.1902 in Worms) emigrierte frühzeitig, vermutlich ebenfalls nach Frankreich. Sein Name erscheint aber am 19.8.1942 auf der Liste eines Sammeltransportes von Drancy aus. Wohin der Transport ging, geht aus der Liste nicht hervor. Aber es gibt eine „Häftlings-Personal-Karte“ vom KZ Buchenwald. Darin steht, dass er im Juni 1944, also fast zwei Jahre nach der Deportation aus Drancy, ins KZ Auschwitz als „politischer Jude“ eingewiesen und am 22.1.1945 nach Buchenwald „überstellt“ wurde.
Der jüngste Sohn Ferdinand (geb. am 26.5.1904 in Worms) war Koch. Er gehörte zu den 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung, die beim „Kristallnacht-Pogrom“ am 10.11. -12.11.1938 verhaftet und vorübergehend nach Buchenwald verbracht wurden. Nach seiner Rückkehr am 30.11.1938 betrieben er und seine beiden Schwestern die Emigration in die USA, ohne Erfolg. Von ihm existiert ein Dokument, das ihn als „SJ-Häftling“ (?) ausweist. Darin sind detailliert alle Gegenstände aufgeführt, die er bei seiner „Einlieferung“ abgeben und deren Empfang er bei seiner Entlassung quittieren musste.
Darin ist aufgeführt: 1 Hut/Mütze, 1 P Schuhe, 1 P Strümpfe, 1 Hose, 2 Hemden, 1 Unterhose, 1 Kragen, 1 Binder, 1 Armbanduhr, keine Manschettenknöpfe, Kragenknöpfe, Halstuch, Taschentuch, Füllfederhalter, Feuerzeug/Hölzer, Tabak, Pfeife usw.
1939, nachdem ihr Bruder Jakob Zacharias ins KZ Buchenwald deportiert worden war, zog Justine Salomon mit ihren verbliebenen Kindern in dessen Wohnung Wallstraße 11. Ihr eigenes Haus wurde von der Familie Baum bezogen. Sohn Ferdinand musste in Mainz bei der Firma Werner und Merz (= Erdal) Zwangsarbeit leisten. Das bedeutete um 5 Uhr morgens Abfahrt mit der Bahn aus Worms und nach 20 Uhr Rückkehr. Für jüdische „Reisende“ gab es in der Bahn keine Sitzplätze.
Tochter Rosa zog am 3.4.1941 von Worms nach Bielefeld. Unter nicht bekannten Umständen muss sie von dort vermutlich ins Warschauer Getto deportiert worden sein. Das 3. Reich hat sie nicht überlebt. Ihr Name steht auf der Gedenktafel in der Wormser Synagoge.
Ferdinand und Hedwig Salomon wurden mit einem Sammeltransport am 20.3.1942 nach Piaski/Polen deportiert. Wo, wann und wie sie umkamen, ist nicht bekannt. Beide kehrten nie zurück und sind verschollen.
Nach der März-Deportation musste Mutter Justine die Wohnung ihres Bruders aufgeben und wieder in ihr eigenes Haus Judengasse 33 umziehen. Von
hieraus wurde sie am 24./27.9.1942 mit dem Sammeltransport nach Theresienstadt deportiert. Sie starb dort bald nach der Ankunft am 6.10.1942.
Quellen:
Dokumentation Annelore und Karl Schlösser http://www.wormserjuden.de/
Die Steine liegen vor dem Haus Judengasse 33.