Kulp, Dr. Werner, Kulp, Else geb. Bruchfeld

Kulp, Dr. Werner,

 geb. 16.12.1894 in Aschersleben, verheiratet seit 16.8.1928 mit

Kulp, Else geb. Bruchfeld, geb. 18.8.1905 in Worms

(Tochter des Wormser Kaufmanns Jakob Bruchfeld, geb. 1869, Heirat 1899, ebenfalls NS-Opfer 1941/44, wohnte als Witwer – seit 1922 – im selben Haus Rathenaustr. 27)

 Die Eheleute Kulp wohnten 1928 Kriemhildenstraße 18, ab 1930 Rathenaustraße 27, bei dem Vater der Ehefrau, Jakob Bruchfeld.

 Werner Kulp wurde nach seinem Medizinstudium an der Universität München 1921 mit einer Arbeit über eine akutentzündliche Hauterkrankung promoviert und war im September 1927 von Leising (Kreis Eichstätt, Bayern) nach Worms zugezogen. Er hatte sich hier als praktischer Arzt niedergelassen und zwar Adresse Rathenau (1933-1945 Horst-Wessel)-Straße 27 (laut Adressbuch 1937 wohnten hier insgesamt fünf Parteien). Er gehörte zu den in Worms bekannten und angesehenen Ärzten. I

 Im Zusammenhang mit dem Kristallnacht-Pogrom vom 10.11.1938 wurde Dr. Kulp verhaftet und mit insgesamt 87 jüdischen Männern aus Worms und Umgebung vorübergehend ins KZ Buchenwald verbracht. Wohl unter dem Eindruck dieses Schreckens wurde seine Ehefrau schwer krank. Am 3.12.1938 verzog sie zu Verwandten nach Frankfurt/Main. Nach der Rückkehr ihres Mannes aus Buchenwald kam auch sie Anfang Januar 1939 wieder nach Worms zurück, musste aber am 10.3.1939 wegen einer psychischen Erkrankung in die Jacobische Anstalt in Sayn bei Koblenz („Israelitische Kuranstalten Sayn für Nerven- & Gemütskranke“) eingeliefert werden (vgl. http://www.alemannia-judaica.de/sayn_anstalt.htm).

 Dr. Werner Kulp meldete sich am 1.8.1939 nach Frankfurt ab. Dorthin kam auch seine Frau, nachdem sie am 20.9.1939 aus der Jacobischen Anstalt entlassen worden war. Auch ihr Vater lebte um diese Zeit in Frankfurt. Die Eheleute Dr. Kulp wurden von Frankfurt aus in den Osten deportiert. Während Dr. Werner Kulp verschollen ist, ist von seiner Frau ein Todesdatum bekannt: Sie starb in Stutthof am 22.11.1944. Das Haus Rathenaustr. 27, das den Bombenkrieg 1945 überstanden hat, war unmittelbar nach dem Wegzug von der Deutschen Arbeitsfront übernommen worden, die hier ihre Wormser ‚Kreiswaltung‘ einrichtete.

     Die Steine liegen vor dem Haus Rathenaustraße 27

     Text: Dr.Gerold Bönnen