Moritz Strauss (1866 – 1942)

Die Eheleute Strauß waren mit ihren beiden ältesten Kindern am 27.6.1903 von Bad Dürkheim nach Worms zugezogen. Die Familie wohnte zuerst Römerstraße 59, ab 1913 Alzeyer Straße 3, 1929 zog der Vater in die Dirolfstraße 13.

Sohn Hans war Ende der zwanziger Jahre nach Saarbrücken verzogen. Dort arbeitete er in einem Kleidergeschäft. Nach dem „Anschluß“ des Saargebietes 1935 floh er nach Frankreich, arbeitete zeitweise auch bei einem Bauern in Luxemburg. 1937 kam er nach Palästina, wo sein Bruder Ludwig schon war und schloss sich wie dieser dem Kibbuz Jagur an. Chanah Strauss, wie er sich nun nannte, arbeitete im Steinbruch, Hafen, Bau und Landwirtschaft. Zum Schluss leitete er den Gemüsegarten im Kibbuz.

Chanan Strauss starb 1971 im Alter von 70 Jahren. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder, seine Tochter Samira ist in Jagur, sein Sohn Daniel lebt in Nahariya.

Tochter Anni, die die Eleonorenschule besucht hatte, war auch schon vor 1933 von Worms weggegangen. Sie arbeitete in Antwerpen bei einer jüdischen Familie als Kindermädchen. (Herta Mansbacher vermerkt erst 1934. die Emigration nach Belgien). 1940 flüchtete sie nach Frankreich, wo sie in ständiger Gefahr, entdeckt zu werden, die Zeit bis Kriegsende verbrachte. Sie heiratete noch im Krieg einen Major der Resistance, der sie oft verstecken musste. Anni Bailet lebt in Nizza, ihr Mann starb 1967, sie hat drei Söhne, die alle verheiratet in Nizza leben.

Sohn Ludwig Strauß hatte die Oberrealschule besucht und beschloss schon im Jahr 1933 nach Palästina auszuwandern. Am 5.2.1934 meldete er sich ab nach Groß-Gaglow bei Cottbus. Dort war eine jüdische Siedlung, die dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten gehörte, und hier absolvierte Ludwig Strauß einen landwirtschaftlichen Vorbereitungskurs zur Auswanderung. Nach Auflösung dieser Siedlung durch die Nazis war er noch eine Zeitlang in einem kleinen „Kibbuz“ bei Aurich. Am 24.6.1936 kam er noch einmal kurz zurück nach Worms, am 7.7.1936 meldete er sich ab nach Palästina. Er ging in den Kibbuz Jagur, arbeitete in der Landwirtschaft mit Schwerpunkt Bewässerung.

Eli Strauss, wie er sich in Israel nennt, ist verheiratet, seine Frau Chawiwah arbeitete lange Jahre in der Küche des Kibbuzes. Beide haben zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn und 4 Enkelkinder.

Tochter Erna Moritz, Kirn, floh im Jahr 1939 mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in die USA, sie konnten in Milwaukee wieder ein Geschäft eröffnen, starben aber beide kurz nach dem Krieg. Die Töchter sind beide in San Diego verheiratet.

Der Vater Moritz Strauß kam 1933 für einige Monate ins Konzentrationslager Osthofen. Nach seiner Befreiung verbot man ihm jede Verdienstmöglichkeit, aber sein letzter Arbeitgeber Johann Rathmacher, Viehhändler, Seidenbenderstraße 12, sorgte bis zu seiner Deportierung 1942 heimlich für seinen Lebensunterhalt. Johann Rathmacher starb 1963, die Familien sind noch heute gut befreundet.

Moritz Strauß musste, wie so viele, nun dauernd die Wohnung wechseln: 1935 Bahnhofstraße 6, 1939 Rudi-Stephan-Allee 20 (bei Markus), 25.4.1940 Kämmererstraße 48 (Matzenbäcker Gutmann), 15.7.1941 Judengasse 24 (Hermann Mayer) und schließlich am 12.6.1942 in die Hintere Judengasse 6, ins jüdische Altersheim. Auch für ihn, der nach eigen Angaben sich zur Auswanderung zu alt gefühlt hatte (FrB 40), wurde dieses Haus letztes Asyl vor der Deportierung.

Moritz Strauß wurde mit dem Sammeltransport am 27.9.1942 nach Theresienstadt deportiert (DepL II, Nr. 996). Er hat diese Deportation nicht überlebt. Er starb am 25.12. 1942 in Theresienstadt (BAK:Z Sg 138).