Nach ihrer Niederlassung als Kinderärztin in Worms 1922 wohnte Dr. Spies zunächst am Neumarkt 19, ab 1925 am Lutherplatz 5 (heute Lutherring 23) im eigenen Haus. Dorthin zogen 1938 auch
ihre Mutter Elisabeth Johanna Spies geb. Hirschler (Biblis ? 1851-1940 Worms) und ihre Schwester Rosalie Spies (Biblis 1883-1943 Theresienstadt).
Nach 1933 wurde der allgemein beliebten Ärztin die Krankenkassenzulassung entzogen, sodass sie auf wenige ihr treu gebliebene Privatpatienten angewiesen war und schließlich als „Krankenbehandlerin“ (NS-Terminologie nach Aberkennung der Approbation und des Dr.-Titels) nur noch jüdische Patienten betreuen durfte. Nach der Selbsttötung von Dr. Gernsheim (1938) war sie als Einzige von den jüdischen Ärzten in Worms übrig geblieben.
In ihrer Angst vor dem Kommenden und aus Sorge um ihre Mutter unternahm sie mit ihr einen Selbsttötungsversuch. Während die Mutter starb, rief ein nichtjüdischer Wormser Arzt Elisabeth Spies wieder „ins Leben zurück“, hat sich aber bis zu seinem Tod und wissend um das Schicksal seiner Kollegin nach dem „Warum?“ gefragt. Elisabeth Spies und ihre bei ihr lebende unverheiratete Schwester Rosalie (Biblis 1883-1943 Theresienstadt) blieben bis zur Deportation 1942 weiter in Worms, ehe beide 1942 nach Theresienstadt deportiert wurden, wo Rosalie 1943 starb. Elisabeth Spies wurde 1944 in Auschwitz ermordet.
Der Stolperstein liegt im Lutherring 23 rechts vom Eingang zu Nr. 25.