Sußmann (genannt Siegmund) Grombacher (1876 – 1943), Wilhelmine Grombacher, geb. Lehr (1878 – 1942)

Sußmann Grombacher, genannt Siegmund, wurde am 16.8.1876 in Straßburg geboren. Er war Kaufmann und kam am 22.2.1899 von Straßburg nach Worms, wo er am 5.5.1905 die Firma S. Grombacher, Eisen- und Metallwaren, gründete. Das Geschäft befand sich zuerst in der Friedrich­straße 21, später in der Kämmererstraße 69 im eigenen Haus.

Am 8.8.1906 heiratete er seine Frau Wilhelmine, eine geborene Lehr. Diese war eine gebürtige Wormserin, geboren am 30.12.1878.

Die Familie Grombacher wohnte seit 9.4.1908 in der Luisenstraße 4.

Das Ehepaar hatte zwei Töchter: Charlotte „Lotte“ Sophia, geb. am 27.5.1907 und Ruth Rose, geb. am 1.2.1913.

Siegmund Grombacher war von 1915-1918 Kriegsteilnehmer im ersten Weltkrieg.

Grombacher führte sein Ladengeschäft, in dem mehrere Angestellte und Arbeiter beschäftigt waren, 32 Jahre lang mit wachsendem Erfolg. 1937, nachdem ständige judenfeindliche Maßnahmen einen starken Geschäftsrückgang bewirkt hatten, gab er auf und verkaufte sein Unternehmen[1].

Die Tochter Charlotte Sophia verzog am 16.11.1937 nach Gailingen in Baden und lebte 1940 in Stuttgart. Sie wurde von dort deportiert und am 4. Dezember 1941 mit einem Transport von 1013 württembergischen Juden aus dem Sammellager am Killesberg nach Jungfernhof, einem Außenlager des Ghettos Riga, gebracht, wo sie ermordet wurde[2].

Die Tochter Ruth Rose wurde am 24.8.1936 abgemeldet nach Böchingen b. Landau/Pfalz, anderen Quellen zufolge emigrierte sie 1935 nach Amsterdam. 1940 lebte sie als verheiratete Wohlgemut in Johannisburg (Südafrika). Aus der Nachkriegszeit ist von ihr der Name Ruth Mestrallet bekannt.

Nach dem Weggang der Töchter und nach der Geschäftsaufgabe zog das Ehepaar Grombacher am 8.7.1937, wahrscheinlich auch aus finanziellen Gründen, in eine kleinere Wohnung, nämlich hierher in die Seidenbenderstraße 31. Hier wohnten sie jedoch nur bis 8.4.1938, ab diesem Zeitpunkt waren beide im jüdischen Altersheim in der Hinteren Judengasse 6, gemeldet.

Am 25.9.1942 wurden die Eheleute Grombacher abgemeldet nach unbekannt. Ihre Deportation erfolgte am 27.9.1942 nach Theresienstadt[3]. Wilhelmine Grombacher starb am 4.12.1942[4], Siegmund Grombacher am 5.2.1943[5], beide in Theresienstadt. Beider Namen stehen auf der Gedenktafel in der Wormser Synagoge.
Auf dem Familiengrab der Familie Lehr im alten Wormser Judenfriedhof erinnert eine eigene Gedenkplatte an das Ehepaar Grombacher.
Von der Familie Grombacher überlebte damit als einzige die Tochter Ruth Rose die Shoah.


[1] Doku Schlösser

[2] Liste von ermordeten Juden aus Deutschland, List of Jewish victims from the Memorial book „Victims of the Persecution of Jews under the National Socialist Tyranny in Germany 1933 – 1945“ prepared by the German Federal Archives

[3] Transportliste zum Ghetto Theresienstadt, ITS Digital Archive, Arolsen Archives Copy of 1.2.1.1 / 11201590

[4] Kartei Ghetto Theresienstadt, ITS Digital Archive, Arolsen Archives Copy of 1.1.42.2 / 5034528

[5] Kartei Ghetto Theresienstadt, ITS Digital Archive, Arolsen Archives Copy of 1.1.42.2 / 5034527

Die Steine liegen vor dem Haus Seidenbenderstr. 31.