Sigmund Gusdorf

Sigmund Gusdorf wurde am 7. 1. 1886 in Worms geboren. Seine am 17. 11. 1895 geborene Frau Anna geb. Heilbronner stammte aus Memmingen. Zu der in Worms-Hocheim wohnenden Familie gehörten die drei Söhne Paul August (8. 2. 1925), Hans (17. 9. 1926, heute John) und Walter (17. 9. 1926).  

Gemeinsam mit seinem Bruder Hermann (vgl. 5, dort auch zur Firma) gründete Sigmund die „Wormser Möbelfabrik Gusdorf und Co.“ Aus der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Wilhelm-Leuschner-Straße) 32 verlegten sie den Betrieb bald nach Hochheim in die Binger Straße 32. Das bekannte und erfolgreiche Unternehmen musste jedoch  nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 bereits 1934 Konkurs anmelden. Sigmund betätigte sich, um den Familienunterhalt zu sichern, zunächst als Schreiner und Möbelvertreter. Ab 1936 war er auch Werklehrer an der Jüdischen Bezirksschule (Hintere Judengasse 2), die von der Jüdischen Gemeinde für die von öffentlichen Schulen ausgeschlossenen jüdischen Kinder und Jugendliche eingerichtet worden war.   Beim Kristallnacht-Pogrom am 10. 11. 1938 wurde die Wohnung der Gusdorfs verwüstet, Haushaltsgegenstände und weitere Güter größtenteils gestohlen.

Wie sein Bruder Hermann kam Sigmund mit insgesamt 87 Juden aus Worms in das KZ Buchenwald, von wo er, im Gegensatz zu seinem dort gestorbenen Bruder, Anfang Dezember 1938 nach Worms zurückkam. Seine Frau und die Söhne wohnten inzwischen im Haus des durch Selbsttötung mit seiner Frau aus dem Leben geschiedenen Dr. Fritz Gernsheim in der Schlossgasse 2 (siehe die dortigen Stolpersteine), wo auch ihre Schwägerin Jenny (vgl. 5) unterkam.  

Die Familie hatte seit 1935 die Auswanderung betrieben. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs und bevor 1942 die systematischen Deportationen der in Worms verbliebenen Juden in die Konzentrationslager erfolgte, konnten am 11. 4. 1940 zunächst die drei Söhne in die USA emigrieren. Die Eltern folgten ihnen am 22. 3. 1941 nach. Sie waren mit die letzten Juden aus Worms, denen die Flucht nach Übersee gelang.

Der Stein liegt vor der Bingerstraße 32 in WO-Hochheim